Wir erwachten ziemlich erholt gegen halb 9 Uhr. Benny setzte sein gestern geschlossenes Vorhaben in die Tat um und fuhr mit dem Rad zum Bäcker. Derweil deckten Miri und Clara den Tisch. Noch gar nicht ganz fertig kam er schon wieder zurück – mit einer Tüte frischer Croissants und einem kohlrabenschwarzen Baguette, das erstaunlicherweise sogar von Clara für lecker befunden wurde. Das Auge ist wohl doch nicht immer NUR mit. Nach dem Frühstück ging es ans Aufräumen und Saubermachen, das sich alles ein bisschen hinzog. Clara war irgendwann ein wenig quengelig, ihr war die Nacht wohl doch zu kurz gewesen. Wir wollten heute eine Radtour machen, also beeilten wir uns die Räder abzuladen und den Anhänger aufzubauen. Es war dann aber doch schon 12 Uhr, als wir endlich losfuhren. Kurz nach dem Start fiel Benny auf, dass er alle Reifen aufgepumpt hatte – außer die vom Anhänger. Und die waren ziemlich platt. Plan A war eine Tankstelle aufzusuchen, aber stattdessen trafen wir kurzdrauf drei Böblinger, die uns behilflich waren. Ihre Luftpumpe passte zwar nicht, aber ihr Campingplatz war ganz in der Nähe und dort hatten sie einen Kompressor. Dieser funktionierte jedoch auch nicht, aber ein benachbarter Camper konnte dann helfen, der hatte eine immer funktionierende mechanische Fußpumpe dabei und so konnten wir dann nach kurzer Zeit mit aufgepumpten Reifen endlich richtig losfahren. Für Clara war es höchste Zeit für ein bisschen Schlaf. Wir machten einige Kilometer flussabwärts durch das erstaunlich ausgestorbene aber sehr schöne Loire-Delta. Clara wachte nach einer guten halben Stunde wieder auf, aber wir fuhren noch ein Stück Richtung Chateauneuf, da wir dort eine Möglichkeit zum Mittagessen vermuteten. Dort trafen wir unsere Böblinger Helfer wieder, die das gleiche im Sinn hatten. Wir entscheiden uns allerdings für einen Dönerteller mit Bulgur, Salat, Pommes und Fleisch, sie hatten ein anderes Restaurant gewählt, so dass unsere Wege sich trennten. Clara hatte beim Essen noch ein leicht traumatisches Erlebnis, als sie die Pommes aus Versehen nicht nur in den Ketchup tunkte, sondern auch in die auf dem Tellerchen benachbarte scharfe Chili-Soße, war sie kurzzeitig sehr unbegeistert. Leider gab der Ort sonst nicht viel her, das namensgebende Schloss war vor über 200 Jahren abgerissen worden und es gab nur noch einen Park, der uns aber auch nicht so anzog. Stattdessen gingen wir deshalb lieber in die gegenüberliegende Kirche, wo ein bisschen klassische Musik aus der Konserve zu hören war. Clara hat sich mit Papa auf ein Sofa in der Kirche gesetzt und wollte von ihm die dort liegenden Bücher vorgelesen bekommen. Miri musste draußen auf die Räder aufpassen. Clara hat sich die buntesten Bücher ausgesucht und wollte eine ganze Weile nicht weg. Miri gab langsam Zeichen, dass sie keinen Bock mehr hat zu warten und so bewegte Papa Clara dazu zu gehen. Es war auch wirklich mal Zeit geworden. Draußen tobte Clara dann noch über den Vorplatz herum und wir gaben uns alle Mühe ihren Bewegungsdrang zu befriedigen (spielten Nachlauf unter vor der Kirche), aber hier gab es wirklich wenig Möglichkeiten. Wir überredeten sie irgendwann dazu, sich wieder in den Anhänger zu setzen, denn auf dem Hinweg hatten wir einen Spielplatz passiert, den wir ansteuern wollten (dort rasteten die Böblinger zuerst). Dieser bot ein paar Wipptiere, eine etwas lahme Rutsche und viel Sand. Clara machte das beste draus. Benny war endlich mal wieder hoch im Kurs und stark gefordert. Er musste mit ihr wippen, rutschen, im Sand spielen und mit ihr an der Hand rumlaufen. Es machte ihm aber wirklich Spaß. Nach langer Zeit, konnte er sich mal wieder richtig seiner Tochter widmen. Keine Arbeit, kein Bau, kein Stress nur seine Familie. Wir beobachteten noch zwei Gendarme, die offensichtlich eine Auszeit genossen und mit nackten Füßen von der Loire zurück zu ihrem Polizeiauto stapften, wo sie sich diese abtrockneten und gut gelaunt wegfuhren. Gegen 17 Uhr fuhren wir dann wieder los und auf direktem Weg zum Stellplatz. Insgesamt hatten wir heute 37,66 km auf unseren Zweirädern zurückgelgt. Unsere Popos freuten sich auf eine Pause vom Fahrradsattel. Wir hatten neue Nachbarn bekommen, die uns ziemlich eingeparkt hatten (was nicht nötig gewesen wäre), aber sie wollten dann immerhin wissen, ob das so OK wäre. Wir stotterten uns was zusammen (unsser Französisch ist immer noch ziemlich eingerostet) und versuchten ihnen mitzuteilen, dass wir nach dem Abendessen wegfahren würden und es uns somit egal sei. Leider fiel uns sehr lange noch nicht mal das Wort für „heute“ ein. Peinlich, peinlich. Wir räumten noch auf, brachten Müll weg etc. und irgendwie war es dann doch schon wieder super spät, bis wir aufbrachen. Wir wollten noch ein gutes Stück flussabwärts an der Loire vorbeifahren, um dem Meer deutlich näher zu kommen. Gegen halb 10 schlief Clara dann und Miri kam endlich mal zum bloggen. Wir steuerten einen Stellplatz an, der keinerlei Infrastruktur hatte und hofften dort ein bisschen Ruhe und Einsamkeit zu finden – und so war es auch. Mitten in den Weinbergen, auf weichem Gras und in völliger Dunkelheit kamen wir nach 23 Uhr nach guten 200 km auf dem Stellplatz in Benais in der gleichen Region an. Wir putzten noch die Zähne unter der Milchstraße und legten uns dann mit Clara zusammen zu einer erholsamen Nacht schlafen.