Benny wurde heute schon um kurz vor 8 Uhr wach und kurz darauf waren auch die Mädels fit. Wir standen alle auf und frühstückten erst einmal. Wir hatten noch ein ganzes Baguette übrig, das wir uns reindrückten. Dann schauten Clara und Miri sich die Umgebung an, während Benny in alter Tradition spülte und aufräumte. Auf dem Areal gab es Bäume mit Namen von den Früchten drauf und außerdem gab es schon ein paar verschiedene, mit Schildern markierte Weintrauben zu probieren. Clara war begeistert. Als alles wieder verstaut war, fuhren wir los an das erste der Schlösser, die wir heute besichtigen wollten. Das war das Chateau d’Ussé. Da der offizielle Parkplatz schon brechend voll war, fuhren wir ein Stück weiter und landeten bei einem kleinen Campingplatz, wo wir vorne dran parken konnten. Wir packten die Räder und alles zugehörige aus und da irgendwann klar wurde, dass Clara doch noch ziemlich müde war, entschieden wir, zuerst zum Schloss d’Azay-le-Rideau zu fahren, damit sie schlafen konnte. Der Weg führte zuerst an der Straße entlang, was nicht so viel Spaß machte, aber bog dann auch davon ab, was die Sache direkt entspannte. Clara schlief auch bald und wir fuhren recht große Steigungen hinauf, wo wir für unsere E-Bikes dankbar waren. Es war ziemlich bewölkt und angenehmes Fahrradwetter. Die Dörfer, die wir durchfuhren, waren sehr ausgestorben und wirkten teilweise wie Filmkulissen. Überall schrottreife Autos und viele baufällige Häuser, dann aber auch wieder schöne Villen. Wir hatten im Vorfeld von der Landflucht in Frankreich gelesen, die man hier deutlich sehen konnte (viele Häuser hatten im Fenster „A vendre“ stehen). Nach einer guten Stunde Fahrt (und Schlaf für Clara) kamen wir in Azay-le-Rideau, das an einem Nebenfluss der Loire gelegen ist, an und verspührten erst einmal Hunger. An dem von Kanus befahrenen Flüsschen gab es eine nette Strandbar mit einer großen Auswahl an Baguettes, wo wir uns jeweils ein Butter-Schinken-Gruyere-Tomate-Baguette einverleibten. Zum Nachtisch gab es jetzt endlich mal ein Eis (das erste des Urlaubs) und Clara suchte sich das größte der Karte aus (Cornetto King Cone). Obwohl sie auch davor schon gut gegessen hatte, schaffte sie tatsächlich das ganze Eis. Wir waren etwas geschockt, aber es schien ihr gut zu gehen. Anschließend schauten wir uns den frei zugänglichen Bereich des Schlosses an, der leider nicht sehr groß war und entschieden dann, heute nicht zwei Schlösser besichtigen zu wollen und uns stattdessen lieber auf das Chateau d’Ussé zu kontentrieren. Dieses hatte Mirjams Vater bei einer lange zurückliegenden Radtour nicht mehr geschafft zu besichtigen, was ihn bis heute schmerzte, so dass wir das für ihn nachholen wollten. Dazu mussten wir allerdings noch mal zurückfahren. Mittlerweile war die Sonne herausgekommen und pratzelte vom Himmel. Mit einigen Trinkpausen schafften wir es dann aber doch recht gemütlich nach gut 20 km zurück zum Camper, wobei wir Alten mittlerweile unsere gut 60 km der letzten zwei Tage in den Beinen und dem Po merkten. Wir nutzten noch die Duschen des Campingplatzes, bevor wir uns auf den Weg zum Schlossparkplatz machten. Diesmal bekamen wir auch einen Parkplatz (es war auch schon nach 17 Uhr) und besichtigten das malerische Schloss. Es soll den französischen Schriftsteller Charles Perrault bei einem seiner Aufenthalte zu seiner Erzählung „La belle au bois dormant“ (deutsch: Die schlafende Schöne im Wald), der französischen Version von Dornröschen, inspiriert haben. Es hatte auch wirklich einiges von einem Märchenschloss. Wir schauten uns noch die in den Berg gehauenen Höhlen (mit einigen Möglichkeiten zum Lagern von Wein) an und das Verließ, bevor wir den Turm bestiegen. Dort waren verschiedene Szenen aus Dornröschen nachgestellt und mittels bunter LEDs beleuchtet. Clara war total begeistert von den Figuren (Schaufensterpuppen), wir fanden es schon reichlich kitschig und waren froh, als wir wieder im Garten waren. Dieser war sehr gepflegt und der Rasen ausgesprochen grün, was in der aktuellen Trockenperiode ein seltener Anblick ist. Um kurz vor Schluss (19 Uhr) verließen wir das Gelände und fuhren noch ein kleines Stückchen weiter, wo wir auf der Hinfahrt einen Picknickbereich am Bach gesehen hatten. Dort wollten wir unser Abendessen zubereiten (Burger). Wir schafften tatsächlich alles ziemlich stressfrei zuzubereiten, obwohl der Hunger bei allen deutlich vorhanden war. Clara spielte nach dem Essen sehr ausgiebig mit ihrem Puky Wutsch „Bagger“. Dazu kippte sie es auf die Seite, der Lenker war die Schaufel und sie schüttelte diese genau so aus, wie sie es bei uns auf der Baustelle gesehen hatte, wenn der Bagger etwas ablud. Wir konnten somit noch in Ruhe alles zusammenpacken, mussten uns dann sogar noch ein bisschen die Zeit vertreiben, da der Grill ziemlich lange brauchte, bis er abgekühlt war. Unsere neueste Methode ihn zu reinigen war, alles Fett und Zeugs abzubrennen. Dazu stellten wir den Grill auf maximale Leistung und ließen ihn dann ca. eine Viertel Stunde „glühen“. Er erreicht dann eine Temperatur von ca. 250 Grad, was eben dauert, bis es wieder Lufttemperatur hat. Gegen 21 Uhr saßen wir dann im Auto Richtung Atlantik, Clara war plötzlich sehr müde und fing untröstlich an zu weinen, als sich herausstellte, dass wir nicht mehr an ihr Handy dran kamen, mit dem sie während der Fahrradfahrt viel gespielt hatte. Sie war dann irgendwann auch fast eingeschlafen, als plötzlich an ihrem Bein ein Stich anfing zu jucken, den sie sich zugezogen hatte. Da dies ihr erster war, beschäftigte er sie ziemlich lange und sie konnte kaum aufhören zu kratzen. Gegen 22 Uhr hatte sie es dann aber ins Traumland geschafft und wir konnten etwas enstpannter weiter fahren. Nach nochmaligen guten 200 km kamen wir gegen halb 12 in der Rue de Campbon in der Region Pays-De-La-Loire an. Wir fanden dort noch einen letzten Stellplatz neben einem Friedhof – puh. Wir hielten uns nicht mehr lange auf, nach dem Zähneputzen gings direkt in die Heia.