Gegen halb 8 kam Clara in den Camper zu Miri und Nils geklettert. Sie wollte noch ein bisschen kuscheln, aber natürlich wollte sie auch gerne dass Nils wach wird und verhielt sich nicht soooo leise. Aber es war ja auch ok, die Uhrzeit war zum Aufstehen in Ordnung. Benny hatte keine gute Nacht gehabt, da er oft wach war und Rückenschmerzen hatte. Wir frühstückten zusammen, Clara aß denn Rest Brot mit Eszett Schnitten und alle anderen Müsli. Die Pfirsiche schmeckten immer noch herrlich. Nach dem Frühstück kam noch unser Nachbar vorbei um sich zu verabschieden und quatschte noch eine zeitlang mit uns. Benny lief ihm gestern bestimmt 3 Mal übern Weg und er hatte immer das Gefühl, dass er mit uns quatschen möchte. So schien es auch zu sein, er hat sich wohl frisch getrennt, wollte eigentlich mit seiner Freundin 2 Wochen auf den Campingplatz, dann kam alles anders. Er entschied trotzdem zu fahren, aber nicht so lange. Die beiden tauschten noch Facebook Kontakte aus, dann ist er heimgefahren. Anschließend machten wir uns auf zu unserem heutigen Ziel, dem Wasserfall Boka, dem größten Wasserfall Sloweniens mit insgesamt 144 Metern Fallhöhe. Die erste Stufe fällt ca. 106 m, eine zweite Stufe weitere 30 m. Es sollte einen 15 Minuten Weg zu einem Aussichtspunkt geben. Auf dem Parkplatz dort angekommen, packten wir Nils in die Trage bei Miri auf den Rücken und machten uns auf den Aufstieg. Der Weg war wieder sehr steinig und wurzelig und nicht ganz unanstrengend. Nils schlief nach kurzem Gemecker ein. Wir erreichten den Aussichtspunkt mit Blick auf den Wasserfall und das große, fast komplett ausgetrocknete Flussbett. Der Klimawandel macht sich auch hier bemerkbar. Der Wasserfall war imposant, aber wir waren uns unsicher, ob das jetzt schon die 106 m Fallhöhe waren, oder ob oberhalb in der Bergschneise noch mehr war, was wir jetzt noch nicht sehen konnten. Also kletterten wir noch ein Stück weiter. Nils wurde leider ziemlich bald wieder wach und war nicht sooo gut drauf. Das machte das Klettern für Miri schwieriger und auch gefährlicher. Wir gingen noch ein kurzes Stück, da sahen wir den Wasserfall auch noch mal aus einer etwas anderen Perspektive, aber ob es oben noch mehr gab, konnten wir nicht herausfinden. Wir entschlossen uns dann aus Sicherheitsgründen, wieder nach unten zu gehen. Clara war auch ziemlich platt und plädierte ebenfalls für den Abstieg. Wir schafften es alle wohlbehalten nach unten. Benny trug Nils dann das letzte Stück auf dem Arm, das gefiel ihm besser als auf dem Rücken, da ist er aktuell nicht sehr zufrieden. Vielleicht ist irgendwas falsch eingestellt an der Trage, das müssen wir uns mal genauer anschauen. Da Nils dann auch wieder gut gelaunt war, entschlossen wir erst mal einkaufen zu gehen und irgendwelche Backwaren zu kaufen für mittags und dann abends auf dem Campingplatz zu kochen. Wir fuhren zurück nach Bovec in den Supermarkt. Die Parkplatzsuche war wieder etwas spannend, es gab dort gelbe, weiße und blau linierte Parkbuchten. Was das wohl bedeutet. Zumindest war das Parken kostenlos aber soweit wir das verstanden (Erklärung war nur auf slowenisch) bedeutete das, dass wir nur 15 Minuten dort parken dürfen. Also haben wir halt alle 15 Minuten ein neues Ticket gezogen und konnten dann 45 Minuten kostenlos da stehen. Im Supermarkt besorgten wir so eine Art Blätterteigteilchen mit Spinat und Käse gefüllt und ein Walnussbrot sowie alle Zutaten für unser Abendessen (Chili con carne). Eine zeitlang fand Nils es noch cool im Einkaufswagen zu sitzen, dann wurde er aber wieder zappeliger. Wir schauten also dass wir uns ranhielten. Direkt neben dem Supermarkt war ein ganz netter Spielplatz mit Bänken drumherum (deshalb brauchten wir auch diese ganzen Parktickets). Die waren fast alle besetzt, aber wir fanden noch eine Bank im Schatten an der Bushaltestelle. Nils bekam ein Gläschen mit Gemüserisotto, wir aßen unsere Backwaren. Die mit Käse waren etwas läppsch, das mit Spinat war ganz lecker. Gut gestärkt ging es dann noch auf den Spielplatz. Clara kletterte, schaukelte mit Nils und dann gab es noch so bunte Scheiben an einer Stange, die man hin und herschieben konnte, was er gut fand. Dann gingen wir noch das versprochene Eis essen. Die Kugel kostete üble 2€, aber jetzt konnten wir nicht mehr kneifen. Clara nahm Vanille und Zitrone, Benny Mango und Miri Schoko. Der arme Nils war bei Benny auf dem Arm und schmatzte die ganze Zeit vor sich hin. Lange können wir ihn nicht mehr hinhalten. Wir hielten noch mal kurz am Spielplatz an. Da entdeckte Nils noch eine Röhre für sich und krabbelte immer wieder von einem Ende zum anderen und hatte viel Spaß. Uns zog es langsam aber noch mal weiter, wir wollten noch eine Festung anschauen, die wir auf dem Hinweg am ersten Tag gesehen hatten. Also fuhren wir noch mal ein paar Minuten (weit war das hier alles nicht von einander entfernt glücklicherweise) und parkten unseren Camper. Miri nahm Nils dieses Mal nach vorne in die Trage, in der Hoffnung dass er dort besser schlief. Aber erst mal schauten wir uns die Festung „Fort Kluže“ an. Sie war 140 Jahre alt und hatte einige Kriegszeiten erlebt. Innendrin gab es ein kleines Museum. Clara wollte es sich gerne anschauen, also machten wir das. Es gab viel zu lesen, das taten wir eher weniger (zu wenig Zeit diesmal), aber es gab auch einige Dinge, die für Clara interessant waren. Wir beschlossen noch zu dem in der Nähe gelegenen Fort Hermann zu wandern. Nils war zwischenzeitlich eingeschlummert, also gingen wir los. Direkt am Beginn des Weges war eine Höhle, Clara wollte aber partout nicht hinein. Benny war es auch etwas zu dunkel, vor allem da seine Taschenlampe am Handy nicht in der Lage war, etwas zu erleuchten (sie leuchtete nur in die Breite, nicht aber in die Tiefe). Nach kurzer Zeit mussten wir aber zwangsweise durch einen Tunnel durch, da der Weg dortlang führte. Es war direkt deutlich kühler dadrin. Uns kamen aber einige Leute entgegen, was es für Clara einfacher machte sich durchzutrauen. Der Weg war zwar nicht so schwierig zu laufen wie der am Vormittag, aber trotzdem war es noch mal ganz schön anstrengend und wir hatten einige Höhenmeter zu überwinden. Miri schnaufte ziemlich. Endlich erreichten wir das alte Fort. Es war sehr verfallen und baufällig, dennoch sah es ziemlich abenteuerlich aus. Man durfte in einen Raum hineingehen, der Rest war im Grunde gesperrt, aber nur durch ein Hinweisschild. In Deutschland wäre da alles abgesperrt gewesen. Bennys Entdeckergeist war jedenfalls geweckt und er spähte in alle Türen hinein. Teilweise waren die Decken schon eingestürzt und der Schutt lag einfach in den Zimmern und den Fluren. Total krass. Clara wollte nicht dass er was verbotenes machte, aber als sie irgendwann einen Weg fanden wie man auf das Gebäude draufklettern konnte, war sie dann mit von der Partie. Die beiden fanden hinter dem Fort eine Möglichkeit auf das Dach zu klettern (eigentlich auch verboten, aber wir haben es trotzdem getan, da auch andere vor uns schon drauf waren). Clara kann sehr gut klettern, das konnte sie hier auch wieder unter Beweis stellen. Sie kletterte abgebrochene Mauerreste hinauf über 2 Etagen bis sie schließlich oben waren. Das war wirklich sehr abenteuerlich. Das Dach war total zugewachsen mit Gras, es gab ein paar größere Löcher, wo man vermuten konnte, dass dort irgendwie Treppen hinuntergeführt haben. Nach einer Weile dachte aber auch Benny, dass sie das Glück jetzt genug herausgefordert haben und entschied sich für den Abstieg. Der war sogar etwas schwieriger als der Aufstieg aber auch das meisterte Clara mit Bravour. Miri wartete die ganze Zeit über mit dem schlafenden Nils unten und war froh, sich auf einen Stein setzen zu können. Sie fühlte sich richtig kaputt und war auch froh, als die beiden Abenteurer wieder da und richtig aufgeregt von ihrem Abenteuer waren. Wir machten uns an den Abstieg. Die zwei hatten viel zu erzählen und Clara wollte alles mögliche über den Krieg wissen. Miri war erschöpft und schweigsam, also quatschten die anderen beiden die meiste Zeit. Kurz bevor wir wieder beim Camper ankamen, war Nils dann auch wieder wach. Wir fuhren zurück zum Campingplatz, Benny übernahm das Kochen heute und Miri war bei den Kids, die sich zum Glück auch ein bisschen zumindest beschäftigten. Benny legte sich aber zuvor auch nochmal kurz auf die Hängematte, da fand er im Gras noch 2€ und 1Cent. Darüber freute er sich natürlich sehr. Nach einer Weile fing er dann an mit dem Abendessen. Clara kam kurze Zeit später zu ihm und teilte ihm mit, dass er das Geld noch nicht zurückgegeben hat. Ganz verdutzt fragte er sie wem er es zurückgeben sollte. Clara sagte sie weiß wem das Geld gehört. Jetzt hielt Benny nix mehr aus und sagte ihr, dass er es natürlich zurückgibt, wenn das stimmt. Sie sagte es gehört einer Frau gegenüber von uns. So unwahrscheinlich war das auch nicht. Sie sagte, sie hat gesehen, wie die Frau was an der Matte gesucht hatte. Sie traute sich aber nicht hinzugehen und zu fragen. Es sollte jemand mitkommen. Weder Miri noch Benny hatten gerade Zeit, da kippte die Stimmung etwas. Sie traute sich nicht hin und war dann sauer als Miri nicht mit wollte. Benny erbarmte sich nachdem er das Essen zubereitet hatte und das stellte sich auch als gut heraus, denn die Leute konnten kein Deutsch. Clara fragte, ob sie was verloren hätten, Benny musste ins Englische übersetzten. Dann erzählten sie, dass der Frau der Geldbeutel aus der Tasche fiel. Clara lief direkt zum Bus und holte das Geld. Sie bekam noch einen Euro Finderlohn und freute sich sehr. Kurz darauf konnten wir auch essen und wir ließen es uns schmecken. Nils hatte schon vorher Hunger gehabt und angefangen zu essen, allerdings hatte er dann nach einiger Zeit plötzlich angefangen zu weinen und wollte gar nicht mehr weiter essen (wie so oft in letzter Zeit). Als es dann für uns was gab, hatte er aber auch noch mal Appetit und die schlechte Laune war wie weggeblasen. Wir glauben so langsam, dass er keine Sonderbehandlung mehr haben möchte sondern dazu gehören will und dann essen will wenn auch wir essen. Nach dem Essen (es war schon so halb 8) machten wir mit dem Kinderwagen noch mal einen Abschiedsspaziergang an die Soca. Es wurde schon langsam dunkel und Clara nahm ihre Stirnlampe mit, um uns zu leuchten, wie damals in der Bretagne als sie uns den Weg zum Meer erleuchtete mit ihren zarten 2,5 Jahren. Es war nichts mehr los am Fluss. Wir machten noch ein bisschen Quatsch auf der Hängebrücke und gingen auch noch mal ans Wasser. Lange hielten wir es aber nicht aus, denn es war eiskalt. Nils drehte immer wieder den Kopf auf die Seite, er schien schon wieder müde zu sein. Also auf zurück zum Camper! Kinder bettfertig machen und ab in die Heia. Clara wurde von Benny ins Bett gebracht, Nils von Miri. Er wirkte zuerst sehr entspannt und machte nach kurzer Zeit den Eindruck, dass er schlafen würde, plötzlich drehte er aber wieder auf und brauchte dann noch mal ganz schön lang, bis er endlich schlief. Anschließend saßen wir noch etwas draußen zusammen, heute war es relativ frisch, wir mussten also schon bald was drüber ziehen. Clara schlief gut und Nils wurde auch nur ganz am Ende wach, als wir eh auf dem Weg ins Bett waren.