Um kurz nach 8 wurde Nils wach. Miri versuchte Benny zu kontaktieren, aber das Internet war wieder unzuverlässig, so dass er die Nachricht nicht bekam. Irgendwann stand sie dann mit Nils auf, da war Benny gerade mit dem Fahrrad vom Bäcker gekommen. Er hatte keine so gute Nacht hinter sich, er war irgendwie schlecht eingeschlafen und auch früh wieder aufgewacht. Clara schlief noch wie ein Stein. Wir warteten bis ca. 9 Uhr, dann mussten wir sie leider wecken, denn heute war ja Abreisetag. Wir wollten aber diesen Tag noch am Meer verbringen, also nur unseren Stellplatz freigeben und dann rüber ins Resort uns stellen, um dort dann die Infrastruktur zu haben und anschließend über den Fußweg noch mal auf den Campingplatz zum Duschen gehen. So war der Plan, aber jetzt hieß es erst mal frühstücken. Clara war zwar müde aber besser gelaunt als gestern Abend. Nach dem Frühstück kümmerten wir uns um die ganzen Sachen, die jetzt nötig waren, wie Zelt abbauen, Spülen, alles verladen, Müll weg etc. Nils spielte ganz gut und Clara half Miri beim Spülen, so ging es recht zügig. Sophia war dann irgendwann auch wieder wach und fragte mit ihrer Oma zusammen, wo wir später genau sein würden. Miri konnte keine konkrete Auskunft geben, aber anscheinend war ja der Wunsch da, noch mal mit Clara was zu unternehmen, also verabredeten wir uns für später am Pool, der direkt am Meer ist. Wir wollten vorher noch mit dem Rad nach Umag, endlich mal Souvenirs und Postkarten besorgen und dann dort noch was Essen gehen. Miri fuhr mit Nils im Fahrradanhänger und Clara schon mal rüber ans Meer, wo dann der Camper geparkt werden sollte, Benny erledigte den Checkout und fuhr dann mit dem Camper zum Treffpunkt. Von dort starteten wir gemeinsam mit den Rädern nach Umag. Die Fahrradstrecke war nicht sehr angenehm zu fahren (vielleicht gab es eine bessere, die wir aber nicht fanden), es war an der Hauptstraße entlang und durch die pralle Sonne, aber wir schafften es irgendwann in den Teil von Umag zu gelangen, wo wir bisher noch nicht gewesen waren, nämlich die Altstadt. Nach etwa 3 km schlossen wir die Fahrräder an einem Geländer an, Nils war derweil im Anhänger eingeschlafen, und suchten uns einen Weg durch das Gassengewirr zu dem zentralen Platz der Stadt. Dort gab es einige Souvenirläden, aber so richtig überzeugte uns nichts. Überall gab es das gleiche. Benny fühlte sich nach und nach immer schlechter, so dass Miri und Clara ihn irgendwann dazu brachten, sich auf ein paar Stufen in den Schatten zu setzen und dort auf sie zu warten. Nils schlief noch, also sollte das hoffentlich etwas Erholung bringen. Miri und Clara stöberten dann noch einen Laden mit Schneekugeln auf, da wollten sie den Großeltern eine mitbringen. Postkarten fanden sie ebenfalls, also war das schon mal die halbe Miete. Benny meldete sich dann auch, Nils war wach, aber die zwei waren eh schon auf dem Weg zu ihnen. Wir suchten dann ein Restaurant auf, das war fast leer, aber es gab einen kleinen Kinderspielbereich. Das war eigentlich super, aber irgendwie war es dort ziemlich dreckig, so dass man sich nicht wirklich wohl fühlen konnte. Nils wollte am liebsten herumkrabbeln, aber das war wirklich keine Option. Wir hatten ein Gläschen für ihn dabei, das wurde aufgewärmt, so konnte er zumindest was essen. Unser Essen dauerte ziemlich lange, war dann aber gut. Miri und Benny aßen beide einen Salat, Clara Pommes. Benny hatte weiterhin kaum Hunger und fühlte sich mies, er versuchte durchzuhalten. Keine Ahnung was mit ihm los war, war es nur der fehlende Schlaf? Wir schauten, dass wir den Rückweg antraten, es war auch schon klar dass wir die angestrebte Uhrzeit für das Treffen mit Sophia nicht schaffen würden. Wir versuchten einen schattigen Weg zurück zu den Fahrrädern zu finden, das war aber schwierig. Also gut, es war nicht so weit und irgendwann waren wir da. Nils war wie immer sehr unbegeistert vom Helm anziehen und festgeschnallt werden, wenn es dann mal losging war es aber gut. Wir fuhren also zurück zum Resort, auf dem Weg hielten wir noch bei einem Stand der einheimische Produkte verkaufte, somit hatten wir noch was für Miris Eltern und die blumengießenden Nachbarn. Im Resort angekommen, mussten wir erst mal Nils wickeln, Badekleidung anziehen und Sonnencreme auftragen etc. Benny, der froh war dass er den Weg geschafft hatte, war dankbar dass es hier ausreichend Liegen gab und nahm sich eine Auszeit, während Miri sich mit den Kids auf die Suche nach Sophia machte. Tatsächlich fanden sie sie relativ schnell, sie war mit ihrer Oma im Wasser im großen Pool. Die hatten tatsächlich schon seit 13 Uhr gewartet. Clara hatte ja sehnsüchtig diesen Moment herbeigesehnt, als es dann aber soweit war, war sie ziemlich zurückhaltend. Nach einiger Zeit tauten aber beide wieder auf und hatten dann noch viel Spaß mit der Luftmatratze von Sophia. Clara kauerte oben drauf und Sophia schob sie an, Miri gab die Richtung vor. Nils kuschelte irgendwann wieder so stark, dass es nur daran liegen konnte, dass er fror, also musste auch Clara wieder mit raus, was sie natürlich richtig blöd fand. Da aber auch zwischenzeitlich Sophias Oma aus dem Wasser raus war, wollte Miri sie dort nicht alleine lassen. Sophia sollte dann aber auch aus dem Wasser kommen, da sie auch fror. Miri schlug vor, dass sie ja noch ein bisschen gemeinsam im Sand spielen könnten, aber da Sophia keine trockene Kleidung dabei hatte, ging das leider nicht. Clara war ziemlich traurig, fing sich aber wieder. Wir aßen noch ein Eis an dem Stand ganz in der Nähe. Nils nahm es diesmal mit Fassung, er bekam dann aber auch noch was leckeres. Dann musste sich Benny, der unsere Abwesenheit zum Ruhen genutzt hatte und dem es dadurch besser ging, noch zu seiner Tauchschule begeben, da er dort sein Jacket zum Trocknen hängen gelassen hatte. Auch seinen Atemregler hatte er dort gestern vergessen. Er hatte am Tag vorher die Info bekommen, dass im Hausriff eine ganze Menge toter „Noble Pine“ Muscheln waren, von denen er sich eine mitnehmen durfte. Normalerweise waren diese streng geschützt, aber da sie eben nicht mehr lebten, sah die Sache anders aus. Anscheinend hatte ein Bakterium viele dieser Muscheln im Mittelmeerraum getötet, aber es gab wohl auch schon wieder eine neue Population, die man natürlich nicht „pflücken“ durfte. Nachdem er wusste, wo genau er tauchen durfte, machten wir uns auf den Weg dorthin. Clara, Miri und Nils planten sich dort etwas an Land aufzuhalten und Benny schnorchelte hinaus. Er hatte Glück, dass gerade zu diesem Zeitpunkt ein Tauchschüler einen Kurs bekam, da konnte er sich einfach an sie dranhängen und schwamm so in die richtige Richtung. Die Fläche war nämlich ziemlich groß und er hatte keine Ahnung wo er gestern genau getaucht war. Nach kurzer Zeit entdeckte er dann eine dieser großen Muscheln, wo er doch zwischenzeitlich dachte es wird nix mehr. Interessanterweise ging es ihm im Wasser sehr gut, es war wohl auch etwas kühl im Wasser. Auf jeden Fall war er froh, als er eine Muschel fand, sie aus dem Boden „riss“ (das war gar nicht so einfach) und wieder an Land war. Kurz nachdem Benny weg war musste Clara plötzlich aufs Klo – groß. Es war weit und breit kein Klo in der Nähe und Benny konnten wir natürlich auch nicht informieren, wo wir waren, wenn er wieder rauskommt. Miri überlegte hin und her, Clara meinte zuerst sie könne noch anhalten, dann wurde es aber doch dringender. Also mussten wir halt schnell was suchen. In der Nähe war ein überdachter Schwimmbadbereich, nach einigem Suchen fanden wir dort ein Klo. Allerdings ging es einige Stufen hoch und Miri konnte mit Nils im Kinderwagen nicht hoch. Also musste Clara alleine rein. Sie schaffte es, kam zwar zwischenzeitlich noch mal rausgerannt, um mitzuteilen, dass in der einen Kabine noch ein U-Boot schwamm, war dann aber davon zu überzeugen, sich ein anderes Klo auszusuchen. Als sie erfolgreich war, ging es schnell zurück zum Ufer. Benny war tatsächlich schon draußen, hatte aber zum Glück auf uns gewartet, was wohl kein großes Problem gewesen war, da er mit zwei Frauen im Gespräch war, die gerade dort vorbeiliefen. Er hatte eine riesige Muschel dabei und beim Rauskommen noch eine zweite gefunden, die dort einfach zwischen den Steinen lag. Also hatten wir jetzt zwei riesen Muscheln dabei, die beide wie große Schnäbel aussahen und ca. 60 cm groß waren. Miri freute sich. 😉 Dann machten wir uns an unseren nächsten Tagesordnungspunkt, die Dusche. Also wieder zum Camper, alles packen, dann rüber zum Campingplatz und dort die erste Dusche schnappen. Das war nicht das Waschhaus, bei dem wir sonst waren, weswegen Clara wieder traurig war, da sie somit Sophia nicht noch mal sehen würde. Die Duschprozedur war ziemlich kompliziert und beinhaltete, dass Benny mit in den Damenbereich kam, was ihm ein paar Blicke einbrachte, aber anders ging es nicht mit Nils. Es gab nur 2 Duschen und als die wartenden Damen checkten, dass er mit seiner Frau und seinen Kids da war, war es dann in Ordnung. Jedenfalls waren wir irgendwann sauber und glücklich darüber, denn das Salzwasser wird mit der Zeit schon unangenehm auf der Haut und in den Haaren. Dann wieder zurück zum Camper, wo Nils und Clara mit Essen versorgt wurden (beide bekamen heute Porridge mit Obstgläschen), wir Erwachsenen waren nicht hungrig. Wir wollten jetzt bald aufbrechen und noch kurz unsere letzten kroatischen Pfandflaschen zurückgeben und die flugs geschriebenen Postkarten einwerfen und dann in die Nacht rein nach Slowenien auf unseren nächsten Stellplatz nahe Ljubljana fahren. Als alle angeschnallt im Auto saßen und alles verstaut war, der Schock: Der Camper ging nicht an. Schnell war uns klar, dass es an der Batterie liegen musste. Ein schönes England Revival und exakt wie damals kein Starterkabel dabei. Das war im Astra, da dieser seit ein paar Wochen auch wieder muckte. Wahrscheinlich hatte die Rückleuchte vom Fahrradträger, die irgendwie immer an ist, die Batterie über den Tag leer gezogen. Es war mittlerweile auch schon ca. halb 8 und nur noch wenig Leute unterwegs. Alle die wir fragten hatten natürlich auch keins dabei. Irgendwann kam ein netter Italiener, der zwar auch keins hatte, aber Benny mitnahm an die Rezeption. Dort merkte er dann noch, dass er sein Handy in dem Auto von dem Typ verloren hatte. Es war zum weglaufen. An der Rezeption hatte er das Gefühl, dass sie nicht weiterhelfen wollten. Alles Idioten dort. Er musste zu Fuß wieder zurück zum Bus laufen. Unterwegs fuhr der Italiener wieder vorbei, erkannte ihn aber nicht. Benny erkannte aber den knallroten Jeep wieder und lief ihm hinterher und gab Handzeichen. Der Typ schaute aber nicht in den Rückspiegel. Er hoffte nur, dass er das Handy gefunden hat und es zurückgibt. Als er in der Nähe vom Bus war, kam der Jeep wieder auf ihn zu, es stellte sich raus, dass der Kerl extra wieder zurückgefahren ist, um ihm das Handy zu bringen. Zum Glück konnte der Italiener super englisch und da war die Kommunikation gesichert. Er meinte „Not your day today“. Wie recht er hat. Er fuhr weiter zum Tedy und sagte, er kauft uns ein Starterkabel wenn er eins findet. Der war echt hilfsbereit. War das ein Treiben. Miri versuchte in der Zwischenzeit weitere Leute anzuhalten und parallel die Kinder zu beruhigen. Nils, der heute nur einmal geschlafen hatte (und um kurz nach 12 Uhr wach geworden war), brüllte irgendwann nur noch in seinem Sitz. Er ließ sich aber tatsächlich mit Händchen halten und „Der Mond ist aufgegangen“ beruhigen und schlief ein. Miri schloss die Schiebetür, in der Hoffnung dass er dann wenn es irgendwann losgehen würde, weiterschlafen konnte. Clara war natürlich auch aufgeregt, sie kannte das zwar mittlerweile, aber machte sich natürlich auch Sorgen. Benny hatte dann die Idee, Sophias Großeltern auf dem Campingplatz zu kontaktieren. Die waren mit einem Pickup und Wohnwagen da, vielleicht hatten die ja was. Leider hatten wir von ihnen keine Handynummer, also nahm er sein Fahrrad noch mal runter und fuhr zum Campingplatz. In der Zwischenzeit versuchte Miri es noch beim ADAC. Nach einem ewigen Gespräch, das hauptsächlich darin bestand, alle möglichen Eckdaten vom Camper durchzugeben, kam dann raus, dass der Sprinter nicht abgedeckt ist von unserer Mitgliedschaft, da er zu hoch ist. Tollerweise erfährt man sowas dann in so einer Notsituation, in der die Höhe für eine Starthilfe wirklich keine Rolle spielt. Wir hätten natürlich die Anfahrt selbst bezahlen können, aber wie viel das wohl kosten würde, konnte sie Miri auch nicht sagen, noch nicht mal größenordnungsmäßig. Also das war auch ein Satz mit X. Dafür meldete sich Benny und teilte mit, dass er bei Sophias Opa erfolgreich gewesen war. Sie kämen mit dem Starterkabel. Die drei kamen bald darauf auf dem Fahrrad angefahren, Miri war etwas entgeistert, denn sie hatte ein Auto erwartet. Benny dachte irgendwie dass das nicht nötig sei, da vorher regelmäßig Autos vorbeigefahren waren, aber es war jetzt ja noch später und eine gefühlte Ewigkeit kam niemand. Benny fuhr wieder mit dem Rad vor auf die Parallelstraße und suchte nach einem Auto. Nach einer Weile fand er auch einen Österreicher, der uns Starthilfe geben könnte. Er holte sein Auto und wollte kommen. Dann tauchte tatsächlich vorher nochmal der Italiener auf. Mit seiner Hilfe schafften wir es dann, den Sprinter zu starten. Miri ging dem Österreicher entgegen und sagte ihm, dass wir mittlerweile ein Auto haben und bedankte sich. Clara war auch noch ganz selig, dass sie Sophia noch mal wieder gesehen hatte und wir waren den beiden auch total dankbar für ihre Hilfe. Sie waren auch noch so nett, unsere Postkarten in den Briefkasten zu werfen, damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren würden. Somit mussten wir uns nur noch ums Pfand kümmern. Benny bedankte sich herzlich mit einer Umarmung bei dem Italiener, bei Sophias Großvater bedankte er sich auch. Dann konnte es endlich losgehen, wir waren fix und fertig mit den Nerven. Wir fuhren also zum nächsten Supermarkt, einem Sparmarkt. Benny sprang aus dem Auto (wir ließen natürlich den Motor an, jetzt bloß nicht noch mal sowas…), kam aber kurz drauf zurück. Der Automat war kaputt. Also nebenan zum Lidl gefahren. Dort war nur ein Pfandautomat in Betrieb und vor ihm waren zwei Leute, die den Einkaufswagen und noch zwei riesige Säcke voll Pfandflaschen dabei hatten. Und das abends um diese Uhrzeit… Darauf hatte er auch keine Lust, d.h. wir fuhren noch zum Kaufland. Was für eine Odyssee! Dort war er endlich erfolgreich, aber mittlerweile waren wir auch echt froh als wir loskamen und der Abschiedsschmerz war ziemlich verflogen. Nur noch weg hier und diese Erinnerungen erstmal verdrängen. Wir wollten jetzt echt keine Zeit mehr verlieren! Der Urlaub an sich in Kroatien war aber sehr toll, wir überlegegn wirklich hier nochmal hin zu fahren. Die Autofahrt nach Slowenien war unspektakulär, außer dass Nils irgendwann mal ziemlich weinte und sich nur durch Händchenhalten beruhigen ließ, weswegen Miri in einer ziemlich unbequemen Haltung einige Kilometer verbringen musste. Gegen 23 Uhr kamen wir auf dem Bauernhof, der auch Stellplätze zur Verfügung stellte, an. Benny fühlte sich mittlerweile wieder schlecht, er hatte irgendwie kalt, obwohl es laut Miri warm war. Sie baute das Bett, was zum Glück funktionierte ohne dass die Kids wach wurden. Auch das Umbetten klappte recht problemlos, und totmüde von diesem heftigen Tag fielen wir alle ins Bett.