Heute morgen war Miris Migräne wieder weg, ein Glück! Wir waren zu ziemlich normaler Uhrzeit wach, also ging Benny wie meistens gegen 8 die Backwaren holen und wir begannen den Tag gemeinsam mit einem ausgiebigen Croissantfrühstück. Die Nachbarn würden heute abreisen und frühstückten am Strand, da sie sich noch vom Meer verabschieden wollten. Das hatte gestern wegen dem kurzzeitigen Regen nicht mehr geklappt. Als sie wieder zurückkamen, spielte Clara noch ein wenig mit den Mädels, aber es war allen schon der Abschiedsschmerz anzumerken. Felina vergoss dann auch ein paar Tränen, Clara war auch richtig traurig als sie abgefahren waren und erstmal für nix so richtig zu begeistern. Aber das ist auch normal und wir gaben ihr die Zeit, die sie brauchte. Auch Nils merkte man seine Trauer an. Aber gut, wir hatten ja auch noch was vor, wir wollten es heute nämlich noch mal probieren und mit dem Fahrrad zu den Pferden fahren. Vielleicht hatten wir ja dieses Mal mehr Glück. Wir packten auch gleich die Badesachen mit ein, irgendwie wollten wir noch an einen Strand auf der anderen Seite der Insel fahren, aber der Plan war noch nicht ganz ausgereift, da die Strecke für Clara auf dem Fahrrad zu viel war (ca. 16km ein Weg). Eigentlich schafft sie das schon, vor allem weil ja alles flach ist aber man muss auch die Hitze bedenken, die es extrem erschwert. Nicht nur für Clara auch für uns und es war klar, dass wir direkt in der Mittagshitze losfuhren. Jetzt aber erst mal zu den Pferden. Dort angekommen, war dieses Mal das Tor auch offen und eine Frau saß in einem kleinen Empfangshäuschen. Sie sprach mehr schlecht als recht Englisch, gab uns aber zu verstehen, dass wir frühstens am Mittwoch morgen ein Pferd für Clara bekommen würden, da sie heute nur Ponys für kleinere Kinder bis 5 Jahre bereit hätten und morgen ganz geschlossen hätten. Der Fluch der Nebensaison war wieder da. Wir könnten gegen eine Eintrittsgebühr aber den Hof besichtigen. Das fanden wir auch irgendwie doof und fragten nach einer Alternative. Sie nannte uns einen Eselhof (Donkey Farm) in der Nähe. Also fuhren wir dort hin, die Farm war nur etwa 1,5km entfernt und mit dem Bike gut zu erreichen. Dort angekommen war ein Mädel, das leider quasi kein Englisch konnte, uns aber auf französisch, gepaart mit ein paar englischen Wörtern, verständlich machen konnte, dass wir eine Telefonnummer anrufen mussten, um weitere Details für einen Termin abzumachen. Also taten wir das, erfuhren dann aber, dass wir einen deutschsprachigen Mann auf einer anderen Nummer um 12:30 Uhr anrufen sollten. Maximal kompliziert aber es sollte sich lohnen. Also gut, mit Reiten wurde es heute wohl eher nichts mehr. Clara war wieder ziemlich traurig und Benny auch gefrustet, da man Clara jetzt schon zwei Tage die Nase lang machte sie könne reiten und jedes mal wirds dann nichts, aber es half ja alles nichts. Wir fuhren nun unverrichteter Dinge zurück zum Campingplatz, versuchten Nils wachzuhalten, da wir nun beschlossen hatten, doch mit dem Camper auf die andere Seite der Insel zu fahren, um dort einen Strand zu erkunden. Benny und Clara riefen ihn öfters mal und er antwortete auch mit „Ja!“, das war auch wieder voll süß. Er schlief allerdings doch irgendwie ein, das muss echt noch kurz vor dem Campingplatz passiert sein so oft wie wir ihn gerufen hatten. Das war ziemlicher kack aber wir versuchten ihn mal umzubetten in seinen Sitz aber er wurde natürlich wieder wach, so dass er jetzt vielleicht 10 Minuten Mittagsschlaf gemacht hatte. Auf der Fahrt war er aber sehr gut gelaunt und lachte mit Clara über jeden Hubbel, die hier überall auf der Straße in den Ortschaften sind, damit man auch wirklich 30 km/h Tempolimit fährt. Sie fanden es total witzig, wenn der Camper so wackelte. Wir kamen dann nach nicht allzu langer Fahrt am Strand von Boyardville an. Man parkte dort zwischen den Kiefern und anderen Bäumen und hatte von dort noch einen kleinen Fußmarsch, bis man am wirklich schönen und riesigen Sandstrand ankam. Im Vergleich zu unserem war er wirklich super schön aber auch total leer, kaum was los. Selbst die Buden am Strand waren geschlossen. Das erzeugte so gemischte Gefühle aber direkt am Strand merkte man davon nix, außer, dass kaum was los war. Bevor es allerdings losging stärkten wir uns noch mit den Baguettes, die Benny morgens wieder für uns geschmiert hatte. Als dann endlich die ganzen Strandsachen im Kinderwagen verstaut waren, konnten wir los. Es war schon wieder richtig heiß, obwohl das Thermometer immer nur so 22 bis 24 Grad vermeldete. Am Strand angekommen, waren wir froh, erst mal die Füße etwas abkühlen zu können und fanden auch direkt schon spannende Dinge, wie kleine seesternartige Skelette und kleinere Krebse. Wir stellten fest, dass wohl grad Ebbe war, denn ein Großteil des Sandes war sehr fest und feucht. Es dauerte aber auch nicht lange, bis wir merkten, dass doch eher die Flut schon eingesetzt hatte, denn nach und nach kamen unsere Sachen, die wir bisher nur geparkt hatten, dem Wasser immer näher. Wir bauten also mal unsere Strandmuschel in einem Bereich weiter weg vom Wasser auf, der trocken wirkte, und dann erkundete Miri mit Nils das Wasser. Er war voll in seinem Element. Er nahm immer mit der Schaufel Sand auf und ließ den Sand wieder ins Wasser plumpsen. Das spritzte ziemlich, was er total cool fand. Clara war immer noch ziemlich kritisch dem Meer und allem Unbekannten gegenüber eingestellt, dass sie dort fand. Das meiste machte ihr Angst oder sie fand es eklig. Aber die Faszination war auch da und ein paar Sachen schaute sie sich auf Papas Arm an. Die Hitze war aber schon krass und machte uns irgendwie doch zu schaffen. Irgendwann musste Clara groß und Miri ist mit ihr zur Toilette. Benny war mit Nils alleine und nach einer Weile sahen die beiden einen größeren Krebs im Wasser. Papa holte die Schaufel und „fing“ den Krebs damit. Er legte ihn auf den Sand und Nils konnte ihn begutachten. Er wirkte als ob er wüsste, dass er dort besser nicht mit den Fingern drangeht. Er schien auch recht fasziniert davon zu sein. Plötzlich fing der Krebs an sich in Richtung Wasser zu bewegen. Erst langsam vorwärts gerichtet, dann drehte er sich seitlich und lief super schnell Richtung Wasser. Das war voll witzig und Nils war aus dem Häuschen. Benny schnappte ihn nochmal, also den Krebs und hielt ihn auf der Schaufel, von dort wollte der Krebs nicht runterspringen. Er wollte ihn auch noch Clara zeigen, die so eine Art Hassliebe zeigte als sie zurückkam. Schließlich entließen wir den Krebs in seine Freiheit und schauten zu, wie er im Wasser verschwand, vermutlich hatte er Todesangst und war froh, als er wieder in seiner bekannten Umgebung war. Benny ging später noch mit Clara den Strand entlang, denn in der einen Richtung sah man am Ende der Bucht einen Leuchtturm. Sie versuchten dort hin zu kommen, allerdings versperrte ihnen dann das Wasser den Weg, denn der Leuchtturm befand sich doch nicht wie angenommen auf einer Landzunge, sondern eher auf einer Insel. Auf dem Hin- und Rückweg sahen die beiden etliche Quallen im Sand – es war ja immer noch teilweise Ebbe. Benny fragte einen Fischer am Strand, ob die Quallen gefährlich sind, das schien nicht der Fall zu sein. Allerdings kam aus dem Mund des Fischers nicht viel mehr raus als ein „Non“, er war ultra wortkarg und vermutlich genervt, dass wir da zwischen ihm und dem Meer rumliefen. War uns aber egal und wir liefen weiter. Dennoch fand Clara die Quallen ultra ekelig und hatte brutal Angst vor ihnen. Sie wollte ständig auf Papas Arm. Als sie am Wellenbrecher ankamen, sahen sie den Leuchtturm sehr nahe aber leider schnitt ihnen das Wasser den Weg ab. Sie sahen aber noch ein paar Jetskies auf dem Wasser. Benny erklärte ihr, dass er das auch mal mit seinem Papa in Frankreich gefahren sei und das voll abging. Die beiden hatten jedenfalls eine schöne Tochter-Papa-Zeit. Außerdem hatte Benny somit Zeit seinen ganzen Ärger zu verdauen, dass der Tag heute so kontraproduktiv lief. Miri spielte derweil mit Nils, der weiterhin total happy war. Gegen halb 5 sind wir aufgebrochen, wir wollten noch nach Fort Royard fahren, das hatten wir von der Campingplatz-Rezeption empfohlen bekommen, wenn wir uns die Austernzucht anschauen wollten. Wir hatten zwar schon im Internet erfahren, dass dort auch normalerweise angebotenen Touren etc. nur mit Reservierung möglich waren, aber wir erhofften uns, wenigstens einen Blick erhaschen zu können. Tatsächlich konnten wir zwischen den bunten Holzhäuschen hindurch laufen und in den Becken die Körbe sehen, außerdem war in einer der Hütten auch ein original Austernfischer bei der Arbeit zu sehen (zumindest erklärten wir uns das so). Später hatten wir noch nachgelesen, dass gut 80% der Austernzucht in Europa in Frankreich stattfindet, der Weltmarktanteil der europäischen Austernzucht aber deutlich unter 5% liegt. Die meisten werden in China gezüchtet, auch über 80%. Wen hätte es gewundert, wenn China mal nicht seine Finger irgendwo drin hätte. Zurück zum Thema. Eigentlich wollten wir aufbrechen nachdem wir das Gelände besichtigt hatten, aber Miri hatte dort noch ein kleines Restaurant entdeckt, wo es Austern zum Essen gab. Wir hatten schon länger den Plan das in diesem Urlaub zu versuchen, aber bisher uns noch nicht getraut. Spontan ging Miri mit den Kids schon mal vor – Benny testete derweil noch die Toiletten – um zu erfragen, ob man dort auch vielleicht eine oder zwei Austern erst mal probieren könnte. Die Mindestanzahl war aber 7. Clara bekam eine Babyauster gezeigt und uns wurde erklärt, dass sie 3-5 Jahre alt werden mussten, bis man sie essen konnte. Außerdem waren die Austern in Größen von 1-4 eingeteilt. Nr. 1 war die größte Variante und Nr. 4 die Kleinste. Na gut, die Leute waren alle so nett und die Atmosphäre irgendwie passend, also setzten wir uns sobald Benny da war und ergaben uns unserem Schicksal. Es gab noch einen Weißwein und für die armen Kinder ein Wasser, denn die sollten ja später beim Abendessen auch noch Hunger haben. Deswegen gab es um diese Uhrzeit (kurz nach 18 Uhr) kein Eis mehr. Aber es war auch ok für sie, zumindest Clara verstand es. Sie hätte ja auch mal Austern probieren können aber sie traute sich nicht. Nach kurzer Zeit kamen unsere frisch geknackten Austern. Benny probierte als erster und fand es gar nicht schlecht, es schmeckte sehr salzig und auch zitronig, da man sich auch noch Zitrone draufträufeln konnte. Jetzt war Miri dran. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und kostete. Es war einige Überwindung nötig und auch ein leichtes Würgen spürbar, aber der Geschmack an sich war gar nicht so verkehrt. Mit einem Schluck Weißwein hinterher gings tatsächlich ganz gut. Benny aß schlussendlich 4, Miri 3, und leicht angetüdelt ging es dann nach Hause. Dort gab es Pizzen für die Eltern vom Campingrestaurant, die auch echt gut waren (Kebabpizza für Benny und Margherita für Miri), die Kids wollten lieber frisch gekochte Nudeln mit Tomatensauce. Am Ende aß Clara aber tatsächlich noch ein Stück Pizza von Miri, sie traute sich heute auch ganz schön was, ähnlich wie ihre Mutter. Ein schöner, wenn auch holpriger Tag ging zu Ende. Nils wurde von Miri ins Bett gebracht, Clara von Papa. Es war wie immer eher spät als wir dann draußen noch ein wenig zusammensaßen und den morgigen Tag planten.