27.09.2015 – Tauchen in Scilla

Heute Morgen hieß es dann wieder früh wecken, eine halbe Stunde eher als am Tag zuvor, 7 Uhr. Ist für Urlaub schon recht früh 😉 .

Schnell etwas Müsli gefrühstückt und die Sachen, die wir zum Tauchen brauchten, gepackt, dann ging es auch schon los zum Treffpunkt mit Alfina und Mario nach Monasterace. Wir waren tatsächlich 10 min zu früh da, ca. um 8.50 Uhr, da warteten sie schon – heute in einem etwas größeren Van – auf uns. Hätten wir nicht gedacht, dass die Südländer so pünktlich sind. Jedenfalls war noch ein weiterer Taucher, Alessio, dabei. Er war Master Scuba Diver und hatte mit Mario die Woche zuvor schon 14 Tauchgänge absolviert. Auch seine ganzen Brevets hatte er bei Mario erstanden.

Zu unserer Überraschung hatte Mario an der Windschutzscheibe ein Navi installiert, auf dem stand, dass wir noch 1,5h zu fahren hatten. Sehr seltsam, da wir eigentlich in Monasterace tauchen wollten. Mario erklärte uns, dass das Wasser an der Ostküste etwas unruhig ist, d.h. keine gute Sicht bietet und dass wir deshalb an die Westküste in den Ort Scilla fahren. Wir dachten dieses Mal, dass wir Mittags zu Hause noch relaxen können, das war dann damit erledigt. Das Positive an der Sache war jedoch, dass wir eigentlich noch zur Straße von Messina fahren wollten. Das brauchten wir dann nicht mehr zu tun, da Scilla direkt dort liegt.

Das Briefing für den ersten Tauchspot „La Secca del Castello“ fand wieder im Auto statt. Dieses Mal während der Fahrt, da Mario sowohl das Auto fuhr als auch das Briefing mit dem iPad in der Hand leitete. Es ging glücklicherweise alles gut und als wir ankamen hielten wir direkt in der Bucht an der Strandpromenade, d.h. hier ging die Straße direkt in den Strand über. Ein beeindruckender Blick ergab sich für uns, rechts verlief die Straße um den Berg herum und links war die Straße von Messina. Da es relativ bewölkt war, war der Strand ziemlich leer, das hieß auch für uns, dass wir unsere Ruhe beim umziehen und zum Ein- und Ausstieg hatten. 🙂

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Wir packten unsere Sachen auf den Bürgersteig, das sah recht lustig aus, so als ob wir gleich einen Sitzstreik o.ä. machen wollten. Als jeder seine Ausrüstungsteile zusammen hatte, machten wir uns auch gleich auf diese anzulegen um den ersten Tauchgang zu beginnen. Nach insgesamt etwa halben Stunde, gegen kurz nach 11, war es dann soweit. Allzeit gut Luft und hinein ins Wasser hieß es für Alfina, Mario, Alessio und Benny. Miri konnte hier wieder ein tolles Schnorchelparadies erkunden.

Die Sicht war erstaunlich gut, etwa 30m. Mario hatte also recht, an die Westküste zu fahren. Kaum unter Wasser, erstreckte sich eine schier endlose Weite, gepflastert mit Felsen, Felsbrocken und Sand. Darüber schwommen zahllose kleine Fische. Auch eine Qualle schwamm an Benny vorbei und da Mirjam nur mit einem Shorty am schnorcheln war, hoffte er, dass sie keine Berührung mit ihnen hatte. Auch etliche „Worms of Fire“ (Bart-Feuerborstenwurm) übersäten den Meeresgrund. Der erste Stopp war an so genanntem „Neptungras“ (Posidonia) wo es auch eine „Edle Steckmuschel“ (Pinna Nobilis) zu bestaunen gab. Sie kann einen Durchmesser von bis zu 1,2m bekommen hat aber für gewöhnlich nur 60-90cm. Diese hier hatte lediglich 20cm, später sahen wir noch mehrere Exemplare allerdings kaum größer als diese hier.

Etliche Fische kreuzten unseren Weg bis wir an eine Felsschneise kamen. Zwei Felsen, die direkt nebeneinander lagen bildeten eine Art Höhle, die nach oben offen war und Benny mit Mario durchtauchte. In der Höhle selbst befand sich ein fabelhafter Anblick an Flora in den verschiedensten Formen und Farben.

Bild von Höhlenbewuchs einfügen

Weiter gings dieses Mal zu einer richtigen Höhle, allerdings war sie wohl nicht länger als 5m, die Benny und Mario ebenfalls durchtauchten. In der Höhle befand sich eine Tafel, auf der man nicht genau erkannte was dort mal draufstand, vermutlich ist hier jemand ums Leben gekommen. An den Wänden selbst befand sich wieder sehr schöner Pflanzenbewuchs. Aus der Höhle wieder raus, ging es weiter über felsige Landschaft. In etwa 23m Tiefe saß sie, wieder total versteckt nur den Kopf rausstreckend in einer Felsspalte. Die Mittelmeer-Muräne. Mario packte die Taschenlampe aus und strahlte sie an, so dass Benny sie in tollem Licht filmen konnte. Es erzeugte immer so ein Kribbeln, da sie nicht ganz ungefährlich sind. Da man in dieser Tiefe ziemlich viel Luft verbraucht und wir noch etwas vor uns hatten, mussten wir die Muräne leider wieder recht flott verlassen. Aber es sollte nicht die letzte Muräne bei diesem Tauchgang sein.

Wieder etwas höher führte unser Weg an einer Sandbank vorbei, über der so viele kleine schwarze Fische schwommen, dass man fast nichts anderes mehr sah. Echt krass. Plötzlich entdeckte Alfina einen schwarzen Seestern, von etwa 20cm. Mario nahm ihn an sich und legte ihn in den Sand und strahlte ihn mit seiner Lampe an. Da sah man erstaunlicherweise, dass der Seestern gar nicht schwarz ist sondern einen wunderschönen Rotton besaß. Wieder ein echter Hingucker.

Bild von Seestern einfügen

Die Zeit war schon fortgeschritten und der Tauchgang neigte sich schon fast dem Ende entgegen. Da entdeckte Alessio wieder eine kleine Muräne, die sich dieses Mal in voller Pracht präsentierte. Wieder packte Mario die Lampe aus und beleuchtete sie im Spotlight, so dass Benny sie filmen konnte. Mario berührte sie mit dem Zeigefinger am hinteren Ende und da schwomm sie dann ein paar Meter weiter. Wieder berührte er sie am Schwanz, da schwomm sie dann ein längeres Stück weiter. Als Mario ihr dann hinterher schwamm, sah sie ihn mit ernstem Blick und fauchendem geöffneten Maul an, als wolle sie ihm sagen: „Jetzt is gudd sonst verspeis ich dich“. Brav verabschiedete er sich dann von ihr und bei etwa 3m Tiefe machten wir noch für 3 min ein Dekompressions-Stopp bevor wir dann wieder an die Oberfläche auftauchten. Ein wunderbarer Tauchgang ging wieder zu Ende. Mirjam erwartete uns schon am Strand. Sie hatte glücklicherweise keine der Quallen berührt.

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Nach der elendigen Prozedur die Tauchausrüstung wieder abzulegen hieß es erstmal „Mangiare“. Heute gab es Panini für alle, gefüllt mit Tomaten, Mozarella, Schinken und Oliven. Irgendwie mussten wir ja die 2h Wartezeit rumkriegen. Mario textete uns die ganze Zeit mit seinem italienisch- englisch-deutschen Kaudawelsch zu, u.a. faselte er etwas von einem Onkel in Australien, der einen sehr guten Wein (Yellow Tail) anbaut und diesen in der ganzen Welt vertreibt. Etliche Telefonate folgten – irgendwie haben wir das bei den Einheimischen öfters beobachtet – und irgendwann hielt er einfach Miri das Telefon ans Ohr und da war dann der Herr aus Australien mit dem tollen Wein. Benny hatte ihm später noch etwas über den Tauchgang erzählen dürfen aber wirklich verstanden hat man den Burschen nicht. Der italienische Akzent in der englischen Sprache ist fast so schlimm wie der Akzent der Inder und die Verbindung war nicht wirklich gut.

Nichtsdestotrotz haben wir die 2h wohlbehalten überstanden, bis es wieder hieß, Ausrüstung an und ab zum zweiten Tauchgang. Dieses Mal blieben Alfina wie auch Mirjam aus dem Wasser. Sie hatten etwas kalt gehabt. Mario, Alessio und Benny gingen alleine auf Entdeckerjagd. Dieses Mal betauchten wir den Tauchspot „La Grande Montagna“, ein großer Felsen also der sehr beeindruckend sein soll. Unser Weg führte wieder über den sandig-felsigen Untergrund bis es unter uns plötzlich ziemlich tief wurde, so etwa 30-35m. Benny als OWD durfte maximal 18m unter Wasser und musste schauen, dass er nicht nach unten „fiel“. Er wollte schließlich keinen Tiefenrausch.

An einem großen Felsen, der vom Grund bis in etwa unsere Tauchhöhe aufragte, hatten wir den Grande Montagna erreicht. Einfach nur ein großer Felsbrocken umschwommen von tausenden kleiner schwarzer Fische. Aber es war nicht nur einfach ein Felsen. Mario wollte Bennys Cam haben und tauchte damit etwa 30m tief an eine Stelle am Felsen, die einen wunderbaren Bewuchs an verschiedensten Korallen beheimatete. Er beleuchtete sie mit seiner Lampe, die mal weniger mal besser funktionierte und machte für Benny – der wie erwähnt noch nicht auf 30m runter darf – ein paar tolle Aufnahmen.

Bild einfügen!

Unser Weg führte weiter über felsigen Untergrund. An einer Stelle befand sich scheinbar auch toller Bewuchs von Korallen. Allerdings belehrte Mario Benny und teilte ihm per Unterwasser-Schreibtafel mit, dass es sich um „False Corals“, also falsche Korallen, handelte. Dennoch waren sie schön anzuschauen.

Bild von false coral!

Plötzlich hielt Mario inne und zeigte mit dem Finger auf den Grund. Das bedeutete normalerweise, dass Benny sich was anschauen sollte, er konnte allerdings nix erkennen. Er musste warten bis Mario wieder seine Lampe zum funktionieren brachte. Dann leuchtete er einen sehr unscheinbaren kleinen Fisch an, der nicht im geringsten Anstalten machte sich zu bewegen. Es war ein kleiner roter Fisch, auch bekannt als „Großer Roter Drachenkopf“ (Scorpaena scrofa), ein träger Bodenfisch des Mittelmeeres und des nordöstlichen Atlantiks. Dieser Fisch ist scheinbar extrem giftig und laut Wikipedia kann das Gift sogar einen Menschen töten.

Bild vom Drachenkopf

Schnell weiter gings und neben dem felsigen Grund auf dem Sandboden entdeckte Mario noch eine Scholle, extrem gut getarnt. Das ist an den Viechern echt verblüffend. Er musste sie beleuchten, dass Benny sie auch sah. Den Drachenkopf und die Scholle hier kann man wohl nur mit einem sehr gut geschulten Auge sehen.

Bild von der Scholle

Auf dem weiteren Weg fand Mario dann noch auf einem Felsen sitzend eine violette Schnecke. Er nahm sie auf die Hand und spielte etwas damit rum.

Bild von der violetten Schnecke

Bei einer Tiefe von etwa 3m machten wir wieder einen Dekompressions-Stopp für 3min. Danach tauchten wir wieder an die Oberfläche, wo uns Alfina und Mirjam schon sehnsüchtig erwarteten. Aus dem Wasser, ein paar Bilder geschossen und dann hieß es Tauchausrüstung ablegen und einpacken. Die Dives waren vorbei.

Nachdem wir alles verstaut hatten, ging es noch zum Debriefing in eine nahegelegene Eisdiele. Dort empfahl uns Mario das Granita Eis zu probieren. Mirjam nahm Zitronengeschmack und Benny nahm Erdbeergeschmack. Alfina und Mario hatten Brombeergeschmack und Alessio hatte Pistazie. Mario konnte dem Pistazie nicht wiederstehen und nahm sich noch eine Extraladung davon obendrauf. Mario erzählte noch, dass Benny der erste OWD seit 30 Jahren ist, den er mit an den Grande Montagna genommen hatte. Das hatte er wohl der heute sehr geringen Strömung zu verdanken.

Als alle fertig gegessen hatten, wollte Mario uns unbedingt noch einen Platz zum relaxen zeigen und wir schlenderten auf der rechten Seite der Bucht die Straße entlang um den Berg herum. Was sich uns dort bot war ein verschlafenes Städtchen, nahe am Wasser gelegen mit kleinem Hafen und sehr engen Gassen. Auch sehr schön.

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Irgendwann drehten wir um und gingen zum Auto. Ein bzw. zwei traumhafte Tauchtage gingen zu Ende. Nach einer etwa 1,5 stündigen Fahrt, so gegen 18 Uhr, waren wir wieder in Monasterace angekommen. Wir verabschiedeten uns noch von den dreien und gingen dann noch etwas an der Strandpromenade entlang weil uns grad danach war.

Langsam fing es dann auch schon an zu dämmern und wir fuhren nach Hause und bereiteten uns ein leckeres Abendmahl zu. Platt vom Tauchen ging es dann auch schon bald in die Heia.

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