29.09.2015 – Wasserfälle bei Bivongi

Auf unserer TODO-Liste standen noch die Wasserfälle in Bivongi in der Nähe von Stilo (Cascata del Marmarico). Sie sind die höchsten Wasserfälle Kalabriens mit 114 m, lassen sich allerdings zu Fuß nur schwer erreichen. In unserem Reiseführer stand aber, dass ein Pizzeriabesitzer aus der Gegend Kundschaft mit seinem Jeep zu den Wasserfällen fährt. Wir fuhren also nach dem Frühstück auf gut Glück zu der Pizzeria, machten aber noch mal Halt auf dem Weg, um ein paar weitere Gläser Honig bei dem Imker zu kaufen, wo wir schon vorige Woche waren. Dabei erfuhren wir von seiner Frau, dass vor ein paar Jahren ihre ganzen Bienen von einem Nachbarn mit Gift getötet worden waren. Wirklich unglaublich, zu was manche Menschen fähig sind. Die zwei haben so einen sympatischen und bescheidenen Eindruck gemacht, dass man nicht nachvollziehen kann, wieso sie solche Feinde haben.

Als wir dann bei der Pizzeria ankamen, konnten wir uns mal wieder nur mit Händen und Füßen (sowie unseren bruchstückhaften Italienisch-Kenntnissen plus Langenscheidt) verständigen. Es wurde dann doch bald klar, dass der Fahrer des Jeeps aktuell unterwegs war, aber in einer Stunde wieder auftauchen sollte und uns dann zu den Wasserfällen fahren würde. Wir wanderten also noch ein bisschen in der Gegend herum und vertrieben uns die Zeit mit der Beobachtung der in einem Becken wohnenden Wasserschildkröten, bis es dann endlich losging.

Die Fahrt führte über Stock und Stein und mit einigem Geruckel und Geschaukel entlang steiler Abhänge immer weiter in die Berge hinein. Nach einer guten halben Stunde waren wir dann am Ziel. Allerdings mussten wir noch „10 bis 15 min Fußmarsch“ hinter uns bringen, bis wir wirklich an den Wasserfällen ankommen sollten. Unser Guide verabschiedete sich von uns und wollte eine knappe anderthalb Stunde später wieder am Treffpunkt sein. Miri kam das sehr lange vor, aber wie sich zeigen sollte, war das zeitlich gut bemessen.

Wir mussten erst einmal über eine Betonbrücke, die über einen ziemlich hohen Abgrund hinweg führte (nicht nach unten schauen!), bis wir dann entlang des Flusses weiter wandern konnten. Der Regen der letzten Zeit hatte jetzt sein positives, denn es war ordentlich Wasser im Fluss, so dass dieser Teil mit einigen kleineren Wasserfällen und einer Unmenge an rosa Alpenveilchen schon sehr beschaulich war.

Nach einiger Zeit (deutlich mehr als 10 – 15 min, wobei wir natürlich auch viel fotografiert haben) kamen wir dann an eine Lichtung, wo wir das Wasser schon sehr laut rauschen hörten. Was aber viel lauter war, waren menschliche Stimmen und der Geruch von Feuer. Da wir bisher kaum Wanderer getroffen hatten, waren wir doch etwas erstaunt über diese Menschenmasse. Wie sich nach der nächsten Wegbiegung herausstellte, handelte es sich um eine große Gruppe durchwegs älterer Italiener, die inbrünstig ein Lied sangen, während sie um das Lagerfeuer versammelt waren. Wahrscheinlich eine Art Wanderverein, auf den wir da gestoßen waren. Wir schlichen uns unauffällig vorbei, denn unser eigentliches Ziel war ja der Wasserfall, der sich kurz darauf auch endlich zeigte. Wirklich beeindruckend!

Wir machten eine kurze Rast, aßen unseren mitgebrachten Proviant und machten Fotos. Dann hieß es aber auch schon umkehren, denn die anfangs so üppig erschienene Zeit wurde langsam knapp. Die Wandergruppe war inzwischen verschwunden, sodass wir auf dem Rückweg keiner Menschenseele begegneten.

Wir waren tatsächlich noch pünktlich und unser Fahrer erwartete uns schon. Auf dem Rückweg ging es wieder genauso holprig zu und als erschwerte Bedingung gestaltete sich die Wandergruppe, die sich über einen gefühlten Kilometer auf dem Weg verteilt hatte, so dass wir auf dem engen Pfad immer wieder Probleme hatten, an ihnen vorbeizukommen.

Wieder an der Pizzeria angekommen, verabschiedeten wir uns von unserem Fahrer und machten uns noch mal auf den Weg nach Stilo. Wir hatten bisher vergeblich nach Postkarten für die Lieben zu Hause gesucht und wussten, dass es an der kleinen Kirche welche gab. Leider waren diese allesamt nicht sehr schön und sahen auch schon ziemlich alt aus. Dafür gab es hier auch leckeres Granita-Eis und verschiedenste kalabrische Spezialitäten.

Da der Himmel mal wieder ziemlich dunkelgrau geworden war, beschlossen wir, uns in Richtung Heimat zu begeben. Da es aber noch nicht so spät war, machten wir noch einen Umweg über das Hinterland bei San Sostene, um die Kirche zu suchen, in der Gego vor 10 Jahren geheiratet hatte – was uns auch gelungen ist.

Dann noch schnell in den Supermarkt, um das letzte Mal ein paar Kleinigkeiten einzukaufen und ab nach Hause, denn wir hatten Hunger! Heute gab es noch mal den Ravioli-Möhren-Salat. Lecker!

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