23.07.2017 Saint Margarets Bay

Benny konnte schon um 7 Uhr nicht mehr schlafen und stand schon mal auf. Vielleicht hatten ihn die Tauben mit ihrem unaufhörlichen Gurren geweckt. Er wurde aber belohnt mit einem traumhaften Ausblick aufs Meer bei herrlichem Sonnenschein. Im Johnny-Kopf war es kaum zum Aushalten, er musste die Türen öffnen um vorne sitzen zu können. Draußen war es wie gesagt sehr sonnig aber in Küstennähe wehte doch ein sehr angenehmer kühler Wind, der manchmal schon etwas rauher durchs Gesicht blies. Benny langweilte sich ziemlich, er hatte auch kein Internet bei 0m ü.NN, auf der einen Seite nichts als Meer und auf der anderen Seite die steilen Kreidefelsen. Also beschloss er erstmal etwas an der Küste rumzulaufen, dabei entdeckte er einen Mann, der sich mit seinem Kanu in die Fluten stürzte. Er paddelte parallel zur Küste und schien sich sichtlich abzurackern. Ein super Frühsport.

Etwa 1,5h später gegen halb 9 wurden dann auch die beiden Mädels wach und als Benny wieder zum Van kam, rief Clara auch schon „Papa, Papa“ und er konnte sie direkt in die Arme schließen. Erste Amtshandlung: Frühstück mit Meerblick – traumhaft! Clara hatte leider nicht so viel hunger, so dass Mama ihr Frühstück (eine Schale mit Pops und Naturjoghurt) waghalsig ohne Deckel im Kühlschrank verstaute, da Clara sicher später nochmal Hunger bekommen würde. Gute Nachricht: Die Schale ist nicht umgekippt und es gab keinen Flurschaden im Kühlschrank.

Nach dem Frühstück beschlossen wir nach St Margrets at Cliffe zu cruisen. Nachdem dann alles wieder im Bauch von Johnny verstaut war, ging es auch schon ab. Dort gab es einen Leuchtturm (Victorian Lighthouse) im viktorianischen Stil, der Schiffe durch die Straße von Dover leiten sollte. Er hatte diese ehrenvolle Aufgabe 142 Jahre und überdauerte zwei Weltkriege. Wir hätten den auch dank unserer National Trust Mitgliedschaft besuchen dürfen, wenn wir die Mitgliedskarten dabei gehabt hätten. Na ja nicht so schlimm, wir gingen um die Ecke, da war ein Tea Room, in dem wir einen „Cream Tea“ (Scones + Marmelaide + Clotted Cream (eine Mischung zwischen Sahne und Butter) + Kaffee oder Tee) zu uns nahmen. Eine kleine (krass nahrhafte) Zwischenmahlzeit. Wir kamen noch mit einem netten älteren Pärchen in Kontakt, die uns als Reiseziel Devon empfohlen. Am Leuchtturm selbst hatte man eine tolle Aussicht aufs Meer, allerdings windete es so krass stark, dass Clara fast schon Angst bekam und immer auf den Arm wollte und sich dann ganz doll an einen randrückte. Für die Eltern war es natürlich schön, weil es einem kuscheln mit ihr gleich kam. Nach etwa einer Stunde brachen wir wieder auf und so genannte „Footpaths“ führten uns wieder zurück zu Johnny. Dort machte Clara dann erstmal Mittagsschlaf. Gelegenheit für die Eltern auch etwas auszuruhen.

Als Clara wieder wach wurde beschlossen wir zum Fredville Park in Nonnington zu fahren. In dem Park gab es ein privates Anwesen, das angeblich die älteste Eiche Englands beherbergte. Als wir vor der Einfahrt zum Gelände (es war ein riesiges Gelände) standen war dort ein Schild mit „Private Property“, so dass wir dachten wir dürften dort jetzt nicht durchfahren. Zufälligerweise waren in diesem Moment die Besitzer des Anwesens an diesem Tor, vermutlich um spazieren zu gehen – das war echt ein krasser Zufall. Als wir anhielten kam die Frau an unser Auto und fragte freundlich, ob wir die Eiche sehen wollten. Wir bejahten und sie „erlaubte“ uns auf ihr Anwesen zu fahren und lotste uns zu ihrer Schwiegermutter, die uns zu der Eiche führen sollte. Nach etwa 500m vom Eingang entfernt erreichten wir einen Parkplatz. Überall liefen Schafe umher und blökten wild rum. Benny ging mit Clara an einen Zaun wo sich gerade viele Schafe aufhielten. Plötzlich fingen ein paar an zu blöken, das hörte sich teilweise an wie menschliches Schreien. Benny erinnerte sich an ein Video, das er mal gesehen hatte, wo Ziegen so schrien wie Menschen. Das verursachte einen akuten Lachanfall, so dass Clara nicht anders konnte als sich auch kaputt zu lachen. Mit Tränen in den Augen rief plötzlich eine alte Lady, vollkommen in schwarz gekleidet. Es war aus der Entfernung schwer sie akustisch zu verstehen, also sind Benny und Clara zu ihr hin. In der Zwischenzeit kam dann auch Mirjam aus dem Bus, sie hatte sich noch dem Wetter entsprechend angezogen.

Die Dame wollte uns darauf hinweisen, dass man vorher anrufen soll wenn man die Eiche sehen möchte. Das wussten wir nicht, hatten ihr dann aber erklärt, dass wir ihre Schwiegertochter schon getroffen hatten. Alles war gut und sie führte uns zu der Eiche. Unterwegs kamen wir an ihrem Anwesen vorbei, ein ziemlich altes Haus, das aber irgendwie typisch englisch aussah. Auf die Frage hin wie alt das Haus sei konnte sie uns diese nicht beantworten, es war wohl viel älter als sie damals hergezogen waren. Weiter den Weg entlang erzählte sie uns noch, dass ihr Mann, der „Gamekeeper“, also der Wildhüter, vor ziemlich genau einer Woche verstarb, das erklärte wohl auch ihren Dresscode. Wir wussten beide nicht, was auf Englisch „Herzliches Beileid“ hieß und versuchten uns anders mitzuteilen. Ein unangenehmer Moment. Als wir die Eiche erreichten, verließ uns die Lady wieder und wir standen beeindruckt vor dem gigantisch großen Baum. Bevor sie uns verließ zeigte sie uns noch kurz, dass man von einer bestimmten Stelle aus sehen konnte, dass der Baum ein Gesicht mit Augen und Nase hatte. Wir bestaunten die Eiche von allen Seiten und auch den Gartenteil, wo sie draufstand. Wirklich beeindruckend. Plötzlich fing es an zu regnen und wir mussten ziemlich schnell zurück zu Johnny. Glücklicherweise konnten wir noch ein paar schöne Bilder im Trockenen schießen.

Wieder zurück mussten wir Clara eine frische Windel verpassen, danach fuhren wir an einen „Playground (Spielplatz)“, den wir auf dem Hinweg gefunden haben. Wir parkten in der Nähe, Mirjam fing wieder an zu kochen und Papa ging mit Clara auf den Spielplatz. Dieser machte einen nicht ganz so tollen Eindruck, aber das konnte auch am Wetter gelegen haben. Mittlerweile hatte es aber wieder etwas nachgelassen mit dem Regen. Mama hatte zum Glück dran gedacht Clara in Vollmatsch-Montur zu stecken, d.h. Crocs, Matschhose und Regenanorak. Da konnte nichts mehr schief gehen. Neben schaukeln und auf den Federtieren zu rocken, wollte sie unbedingt noch auf die Rutschbahn. Diese war klatschnass, aber dank der Montur hatte die Nässe keine Chance.

Nach einer Weile ging es dann wieder zurück zum Mittagessen. Es gab Tortellini in Schinkensahne-Sauce. Miri verfeinerte das Essen noch mit ordentlich Parmesan. Es war wie immer SEHR lecker. Clara schmeckte es auch sehr gut. Lustig an dieser Mahlzeit war nur, dass wir zwischen zwei Autos – Johnny und einem VW Bus – das Mahl zu uns nahmen. Es war verdammt wenig Platz aber irgenwie auch cool. Fertig mit dem Essen machte Papa noch den Abwasch und Miri spielte mit Clara noch so gut es ging auf dem Parkplatz.

Etwa eine halbe Stunde später ging es dann weiter zu einem 15 Minuten entfernten Stellplatz in Canterbury. Dieser kostete nur 3GBP pro Tag und darin enthalten war noch ein kostenloser Bustransfer in die Innenstadt. Das wollten wir dann am nächsten Tag in Anspruch nehmen. Dort angekommen, gingen wir 100m weit Richtung Stadt, da drückte Clara wieder einen Strulli in die Windel. Also wieder zurück und nochmal Windel wechseln. Jetzt aber, dachten wir und ergriffen die Gelegenheit am Schopf. Wir schlenderten mit dem Buggy Richtung Stadtmitte. Clara schob etliche Meter ihren Buggy selber – echt verblüffend wie ausdauernd sie schon ist. Plötzlich überraschte uns etwas Regen, wir konnten eine Unterstellmöglichkeit finden an einer Grammar School (Grundschule) nur für Mädchen. Dort verweilten wir ein paar Minuten bis es wieder besser wurde. Wir beschlossen nach ein paar weiteren Metern, dass wir zurück zum Auto spazieren, da das Wetter sehr instabil ist. Etwa 300m vorm Ziel fing es dann etwas stärker an zu regnen…wir mussten uns beeilen – wir dachten anfangs ein Schirm sei Luxus und so blieb dieser im Van. Fehlentscheidung!

Wieder zurück im Trockenen war es dann auch schon wieder Schlafenszeit für Clara. Noch etwas essen und dann ging es auch schon wieder in die Heia. Miri und Benny verbrachten noch etwas Zeit – wie immer – im Führerhaus und „planten“ den nächsten Tag. Ein weiterer Tag im regnerischen England ging zu Ende.

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