Früh morgens um halb sieben weckte uns Clara sanft aus dem Schlaf. Sie begann zu erzählen als wolle sie uns sagen, was sie heute machen wollte. Immer wieder „Mama, Papa“, dann wieder kuscheln, dann wieder sproche – einfach schön. Wie konnte ein Morgen auch noch besser anfangen? Richtig, mit Sonnenschein, der durch unsere Dachluke hereinströmte, als wir sie etwas öffneten, um frische Luft hineinzubekomnen. Die morgentliche Routine konnte beginnen. Clara wickeln, Eltern ziehen sich an, dann gibts erstmal Frühstück, äh Moment, nee heute nicht. Auf dem momentanen Campingplatz stand ein WoMo neben dem anderen. Nicht wirklich idyllisch und beobachtet kam man sich irgendwie auch vor. Also beschlossen wir kurzerhand mit unserem Ticket für den WoMo-Stellplatz (galt auch für den Bus) nach Canterbury zum Frühstück zu fahren.
Nach kurzer Wartezeit an der Haltestelle kam auch schon ein Bus. Es war kein extra Bus für die Wohnmobilisten, sondern eine Linie mit der auch die anderen Nutzer des P+Rs nach Canterbury fuhren. Da war alles dabei, von Freizeitoutfit bis Pinguin-Kostüm, alles vertreten. Ab rein in den Bus, fuhren wir die 2km nach Canterbury City. Mittlerweile war das Wetter wieder etwas düsterer geworden, aber es regnete (noch) nicht. Clara hatten wir in den Buggy gesetzt, wo sie auch eine gute Zeit lang drinnen blieb. Sie war wohl doch auch noch mal groggy. Weil Clara erst vor kurzem was gegessen hatte und wir auch noch Hunger schieben konnten entschieden wir uns erstmal etwas umher zu spazieren. Unser Weg führte uns durch die Fußgängerzone an etlichen typischen englischen Läden vorbei. Wir waren auf der Suche nach den Kanälen, die stark an Venedig erinnern sollten. Irgendwann hörten wir dann etwas Wasser laut plätschern. Als wir näher kamen sahen wir, dass an dieser Stelle früher wohl mal ein Mühlrad installiert war, das jetzt aber entfernt wurde. Da fiel das Wasser einfach statt das Rad anzudrehen einen Meter nach unten und machte unglaublich Palawer. Clara starrte fasziniert auf das Spektakel und sagte öfters: „Laut“ und „Wasser“ und drückte sich sehr skeptisch in Papas Arme.
Nach einer Weile entdeckte Mirjam direkt daneben eine Gaststätte in der „Kinder und Hunde“ herzlich willkommen waren, aber nur in Begleitung eines sich gut benehmenden Erwachsenen. Wir entschieden dort mal einen Blick auf die Menükarte zu werfen. Zugegebenermaßen hatten wir die Karte nicht verstanden (nicht die Sprache war das Problem sondern die Liste selbst) und aufgrund unserer Neugierde gingen wir einfach mal rein. Schlecht war es sicher nicht. Wir mussten kurz warten, weil das Personal – was quasi nur aus einer einzigen jungen Lady bestand – etwas im Stress war. Allerdings wirkten die übrigen Angestellten auch ziemlich gestresst (konnten kurz in die Küche blicken). Aber wir waren ja im Urlaub, also kein Stress für uns. Geduldig warteten wir, bis die Dame uns endlich wahrnahm. Nach kurzem Smalltalk wurden wir in einen brutal überfüllten Raum gebracht….überfüllt bezog sich aber nur aufs Inventar. Es war dort keine Menschenseele drin. Äh wie jetzt? Warum sind die so gestresst? Vermutlich weil sie sich drüber ärgern, dass keine Kunden kommen. Könnte aber auch damit zu tun zu haben weil diese Gastronomie ein Hotel inkludierte und die „Residents“ (gemeint waren die Hotelgäste) wohl Vorrang hatten. Egal, hauptsache langsam mal was zu beißen. Die Dame wollte wissen, was wir wollen, da wir die Karte nicht verstanden haben, baten wir sie uns nochmals eine zu geben. Diesmal bekamen wir eine Karte, aber dort waren überhaupt keine Preise drauf. War uns aber irgendwie in dem Moment auch egal. Übrigens könnte man sich fragen, was wir denn genau nicht verstanden haben an der Karte. Das ist wiederum einfach: Es war nicht ersichtlich wo ein „Menu“ anfängt und wo es aufhört. Es war einfach verwirrend. Die Kellnerin musste sie uns dann erklären, letztlich bestellte Benny ein English Breakfast, für Clara gab es Pancakes mit „poached Egg“ – vermutlich wird das so zubereitet, dass man ein Ei aufschlägt und es in kochendes Wasser fallen lässt. Sah sehr interessant aus. Mirjam bestellte sich ein kontinentales Menu mit Käse, Wurst und einem Croissant. Richtig, eine Sache fehlte noch: Kaffee. 2x Americano bitte. Wow geschafft. Wir hatten geordert. Sehr geil.
Wir mussten dann wieder ewig auf das Frühstück warten, aber es sollte sich lohnen. Die Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Nachdem wir dann alles weggemampft hatten – Clara steht momentan übrigens total auf Kuhmilch – kam die Rechnung und wir gingen wieder weiter auf der Suche nach den Kanälen.
Mirjam schaute auf der Karte wo man denn diese Kanäle finden konnte. Wir gingen dann an einen vermeintlichen Kanal, aber irgendwie sah dieser aus wie ein normaler Fluss in einer Stadt. Man kann sich das so vorstellen wie bei uns die Ill. Hiermit die Bestätigung: Dirmingen hat auch einen Kanal, ähnlich wie Venedig! 😀
Langsam fing es immer stärker an zu regnen. Wir beschlossen wieder umzudrehen. Vorher wollten wir dann aber noch was kleines einkaufen u.a. Brot und Tee (für Mirjam, der es irgendwie gar nicht gut ging – hatte Schnupfen ohne Ende). Das war eine Tortur. Brot -> Fehlanzeige, Tee -> in einer Art Drogeriemarkt gab es genau EINE Sorte – und das im Land des Tees. Irre!
Was wir aber fanden war ein Vodafone Shop, wo wir dann eine 6GB Prepaid Karte kaufen konnten. Endlich WLAN im WoMo. Und auch ausreichend viel Volumen, so dass wir auch ein paar Bilder teilen können. Raus aus dem Laden, rein in den Bus, zurück zum Stellplatz. Der Regen hatte etwas nachgelassen, es nieselte aber immer noch ein wenig. Wir füllten noch die 5l Kanister mit Trinkwasser und dann ging es auch schon wieder los in Richtung Hastings. Nach gut einer Stunde Fahrt, fanden wir neben der Straße einen Laden mit Werbeschild „TEA – EAT DRINK SHOP“. Das mit dem Tee war Grund genug, um dort anzuhalten. Wir gingen rein und es gab dort verdammt wenig Teesorten zum kaufen zur Auswahl, vermutlich war das Hauptgeschäft fertigen Tee zu servieren. Wir kauften dann noch ein Brot und für Mirjam eine Packung Tee. Dann fragten wir noch lieb, ob wir bei ihr auf dem Parkplatz kochen durften, die Dame bejahte. Diesmal bereitete Benny das Essen zu – es gab Nudeln mit Tomatensauce, etwas einfaches was auch Benny kochen konnte – und Mirjam ging mit Clara auf einen Spielplatz, der direkt neben dem Shop war. Auch ein Apple Orchard (Apfelplantage) fand sich dort. Mirjam pflückte für Clara einen kleinen Apfel, der zwar noch sehr sauer war ihr aber sichtlich schmeckte. Wir konnten gerade noch essen und spülen, da wurden wir dann um 5 Uhr von der Dame vom Parkplatz „gekehrt“. Sie schloß ihren Laden da gerade und musste das Tor zum Parkplatz schließen.
Wir fuhren dann weiter in Richtung Hastings, wo wir direkt am Meer anhielten und noch zwei schöne Stunden mit Clara verbringen konnten. Sie war wie immer hin und weg wenn es Wasser gab, mit dem sie spielen konnte. Es war gerade Ebbe und man konnte einen Übergang erkennen vom Kieselstrand zum Schlickboden, wie man ihn von der Nordsee her kennt. Clara hatte zwar ungeeignete Kleidung an, um darauf zu spielen aber was solls…rein ins Vergnügen. Wir sahen noch ein paar winzige Krebse zwischen den Steinen krabbeln, die Clara versuchte zu fangen. Das war lustig, denn die waren echt schnell unterwegs. Benny zeigte ihr dann noch, wie man Steine ins Wasser werfen kann, was ihr viel Spaß machte. Wir gingen wieder zurück zum Auto, aßen eine Kleinigkeit und machten Clara bettfertig und fuhren weiter Richtung Brighton. Dort war es nicht ganz so einfach einen Platz zum übernachten zu finden, wir waren zuerst am Meer, das war dort aber ziemlich unruhig. Eine Großstadt mit sehr vielen lauten Jugendlichen. Dann versuchten wir es an einem Wildpark, aber da konnte man auch nicht gut stehen. Wir hatten dort beim Wenden auf der Straße noch eine Jugendgruppe überrascht, die sich fast in die Hosen gemacht haben. Sah zumindest so aus. War ziemlich lustig. Letztlich fanden wir in der Nähe der Universität von Sussex eine Schlafmöglichkeit etwas abseits der Straße. Erschöpft vom Tag gingen Miri und Benny dann quasi direkt in die Heia.
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