27.07.2017 – Corfe Castle und Kimmeridge Bay

Heute Morgen wurde Benny wieder um 7.15 Uhr vor allen anderen wach. Mittlerweile ärgerte ihn das ziemlich, weil es immer so langweilig war und er vor allem so leise wie möglich sein musste. Heute hatte er allerdings Glück, weil Clara eine knappe halbe Stunde später schon wach wurde. Jippieh! Die Morgenroutine konnte beginnen. Wir frühstückten wieder am selben Ort, da waren nämlich schon die Bänke „aufgebaut“ was uns etwas Zeit sparte. Es gab zur Abwechslung wieder Müsli, diesmal aber mit Birne, weil die Bananen all waren – doof! Als wir fertig waren beschlossen wir nicht zu spülen und direkt zum Dampflok-Bahnhof zu fahren, um herauszufinden, ob sie wieder fuhren. Zu unserem Bedauern war dies nicht der Fall. Frühestens nächste Woche erst wieder. So lange wollten wir nicht warten.

Direkt gegenüber des Bahnhofs war ein Supermarkt. Da beschlossen wir erstmal einkaufen zu gehen. Es war nicht ganz einfach mit Clara aber eine knappe Stunde später waren wir wieder draußen. Von dort aus ging es dann geradewegs zum Corfe Castle, das wir durch unsere Mitgliedschaft im National Trust kostenlos besichtigen durften (kostete sonst 10,50 Pfund Eintritt pro Person). Eigentlich waren auch die Parkplätze des National Trust kostenlos, allerdings war dies nur ein Miniparkplatz, so dass er schon längst voll war. Das ärgerte irgendwie, aber wir haben ja Urlaub. Wir fuhren auf einen anderen Parkplatz in der Nähe, aber der war so weit weg, dass wir dachten wir können da nicht mehr zu Fuß zum Castle. Wir fragten einen netten Mann, der gerade die Ticketautomaten entleerte, ob es einen alternativen Parkplatz in der Nähe des Schloßes gibt. Er bejahte und sagte sogar, dass das sein nächster Parkplatz wäre, den er anfährt. Er bot uns an, uns zu eskortieren („I can guide you“) – was ein Service. Er geleitete uns zu einem Parkplatz direkt am Castle, aber der war natürlich auch kostenpflichtig. Wir bezahlten für 3h und auf gings zur Burgrouine.

Die Grundzüge von Corfe Castle wurden im 11. Jahrhundert von den Normannen errichtet. Es wurde immer wieder erweitert, z.B. Henry I hatte einen großen Turm errichten lassen. Auch als Gefängnis diente es. Es hatte im Laufe der Zeit mehrer Besitzer u.a. Queen Elizabeth I. Sie war die letzte königliche Besitzerin und verkaufte sie an ihren Lord Kanzler. Es wurde schließlich im englischen Bürgerkrieg im 17. Jahrhundert von den parlamentarischen Truppen systematisch zerstört und nie wieder aufgebaut.

Als wir ankamen war dort mächtig was los. Jede Menge Kinder aber auch Erwachsene unserem Weg voraus. Das hatten wir beide so nicht erwartet. Clara schlief mittlerweile, Mirjam hatte sie in der Trage. Das bedeutete aber auch, dass sie Clara die ganze Burg hinauf tragen musste. Das waren ein paar Höhenmeter. Wir pilgerten von einem Rouinen-Bruchstück zum nächsten bis wir dann oben angekommen waren. Für den Ausblick hat sich der Aufstieg aber gelohnt. Aufgrund des guten Wetters sah man recht weit in die Ferne und man bekam ein Gefühl dafür wie die Umgebung zusammenhängt. Nach etwa 45 Min. wurde Clara wach. Sie brauchte etwas Zeit um zu realisieren wo sie war. Schon wieder was neues. Erst meckerte sie etwas aber später gefiel es ihr sehr gut, vor allem weil dort so viele Hunde waren. Ständig kam „Wau Wau“ aus ihrem Mund und man musste selbst erst suchen wo sie wieder einen Köter entdeckt hat. Als wir dann von oben nach unten auf die Straße blickten fuhr dort ein Traktor vorbei, den sie als „Bagga“ bezeichnete. Auch eine Eisenbahnstrecke verlief neben der Burg. Dort fuhr tatsächlich mal ein Zug vorbei, den sie dann auch scharfsinnig mit „Zug“ betitelte. Das krasse ist nur, dass sie die Dinge immer bzw. meistens vor uns sieht. Es war einfach ein schöner Tag. Wenn man doch etwas maulen möchte, könnte man sich über den Wind beschweren. Der war fast orkanartig und man musste mit dem Körper schon etwas balancieren um nicht von ihm aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden. So windig es aber war, es war verblüffenderweise überhaupt gar nicht kalt.

Nach etwa 2h auf der Burg wies uns unser Magen wieder zu Johnny. Wir hatten plötzlich Hunger bekommen. Vermutlich von dem vielen Wind. Wieder am Bus, beschlossen wir, dass Miri auf Clara aufpasst während Benny leckere Bolognese-Nudeln zauberte. Eine halbe Stunde später war das Mahl zubereitet und es konnte einverleibt werden. Clara schien es sichtlich zu schmecken, sie verputzte mehrfach gefüllte Teller. Nach dem Essen machte Benny den Abwasch und Mama und Tochter gingen zu dem sich in der Nähe befindlichen Spielplatz. Jetzt hatten wir unser Ticket fast eine Stunde überzogen, wir sollten also mal los bevor da noch jemand rumstresst.

Unsere nächste Station hieß „Kimmeridge Bay“. Der Weg dorthin war völlig irre. Man kann sich das so vorstellen man wäre in einer engen Einbahnstraße, muss aber mit Gegenverkehr klarkommen. Es gab zwar immer wieder Buchten an der Seite, wo eines der Autos halten konnte, um das andere vorbeifahren zu lassen, aber die waren viel zu selten. Nach einer abenteuerlichen Fahrt und glücklicherweise keinem Kratzer kamen wir an. Der dortige Parkplatz hätte normalerweise auch noch mal 5 Pfund gekostet, aber vermutlich da es schon später Nachmittag war, ließ uns die Dame dort einfach passieren. Cool! Wir wurden belohnt mit einem traumhaften Ausblick. Das Wetter spielte auch noch mit – exzellent. Clara bekam die Matschhose mit Gummistiefel an und ihren rosafarbenen Anorak. Der Wind war allerdings noch krasser als am Schloss. Wenn man hochsprang kam man nicht mehr auf der selben Stelle auf wo man hochgesprungen war. Total irre aber immer noch nicht kalt. Schließlich führte uns ein Weg die Schieferklippen hinab zum Strand. Dort fand man wiederum etliche Menschen und dabei hatten wir den Tipp doch aus dem Buch „Hidden Beaches“ (Versteckte Strände). So „Hidden“ war der dann wohl doch nicht bzw. kaufen sich leider auch andere Menschen Bücher. Clara war wieder in ihrem Element. Sie nahm Steine auf und warf sie ins Wasser, beobachtete andere Menschen was sie tun oder versuchte einfach nur mit ihrem Schippchen Wasser zu schaufeln. Beim Aufpassen auf sie wurden sowohl Mama als auch Papa von einer etwas größeren Welle überrascht und bekamen nasse Füße. Clara bekam zum Glück durch ihr Outfit nicht so viel ab.

Wir sahen dort etliche Leute, die auch zuvor am Castle waren, was ein Zufall. Die meisten waren „Fossil Hunter“ (Fossilienjäger), die versuchten in dem Schiefer versteinerte Fossilien zu finden. Diesem Treiben zuzuschauen war schon lustig, zumal auch die Erwachsenen total scharf auf die Dinger waren und sich große „Wackensteine“ nahmen und mit diesen versuchten den Schiefer zu zerlegen. Irgendwie krank aber in dem Moment auch sehr unterhaltsam.

Irgendwann – man glaubt es kaum – sagte Clara sie hätte wieder Hunger. Also gingen wir zurück zum Van. Wir machten aber noch einen kleinen Umweg. Direkt neben unserem Parkplatz gab es noch ein Auto, das auch Eis verkaufte, von dem wir hörten, dass es sehr gut schmecken soll: Purbeck Ice, das hier in der Gegend hergestellt wird! Zurück am Camper verputzten wir mit Clara zwei solcher Eisbecher. Danach brach so eine Art Müdigkeit über uns herein. Am liebsten hätten wir direkt geschlafen.

Nach einiger Zeit rafften wir uns auf und gingen gegen sechs Uhr noch die entgegengesetzte Richtung zur Küste zu einem Turm, dem Clavell Tower. Diesen konnte man sogar mieten. Auf dem Weg dorthin wurde Clara wieder richtig müde, so dass sie bei Mirjam noch eine halbe Stunde in der Trage schlief. Oben angekommen, wurden wir wieder mit einem tollen Ausblick belohnt und konnten noch ein paar schöne Bilder schießen. Es war mittlerweile schon nach sieben, da gingen wir nochmal zurück zu Johnny und bereiteten noch etwas zum Abendbrot zu. Nach dem Essen alberten wir noch etwas mit Clara auf dem Parkplatz und dann ging es weiter nach „Chickerell“ wo wir einen Platz zum übernachten fanden. Ein sehr schöner Tag ging heute zu Ende.

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