Wir hatten einen schönen National Trust-Parkplatz in Meeresnähe gefunden zum Übernachten. Der Platz war zwar etwas schief, aber sehr ruhig und die Nacht entsprechend gut. Clara schlief sogar bis kurz nach acht, das hatte sie wohl nötig gehabt. Aber da der Platz so schief war, beschlossen wir am Morgen zum Frühstücken noch mal zu einem anderen Parkplatz vom National Trust, den wir kurz vorher gesehen hatten, zu fahren. Dort angekommen, packten wir die Stühle und den Tisch aus. Doch kaum hatten wir alles gedeckt, fing es schon wieder an zu regnen. Das durfte ja wohl nicht wahr sein – das Pisswetter sollte sich durch den ganzen Tag ziehen. Also alles wieder rein und zusammengepfercht frühstückten wir, was immer damit verbunden ist, möglichst wenige größere Katastrophen zuzulassen. Clara versteht zwar schon viel, aber im Moment macht sie am liebsten das was man gerade verhindern möchte und ist auch sonst ziemlich oft quängelig (oder rastet gleich ganz aus). Die Eckzähne machen ihr aber auch zu schaffen. Nachdem das Frühstück geschafft war, beschlossen wir uns nicht unterkriegen zu lassen und zum Strand zu wandern. Wir kamen an Kühen vorbei, die lustig von den Hecken runterschauten und an einer Schafkoppel. Dann ging es über einen Hügel zum Meer und der Ausblick war fantastisch. Man konnte sich sehr gut vorstellen, wie schön es hier bei Sonnenschein sein musste. Aber leider konnten wir es ja nicht ändern, es war diesig und regnete immer mehr. Unter den Umständen überlegten wir, wie weit wir überhaupt Richtung Meer laufen – wir mussten ja auch wieder zurück. Aber der Drang nach „schönen“ Eindrücken war einfach größer und so gingen wir viel weiter, als wir vorhatten. Unten angekommen, hatten wir einen tollen Meerblick. Links und rechts ragten noch zwei weitere Hügel ins Meer hinein. Am Fuße des rechten Berges lag etwas versteckt ein Nudistenstrand. Bei dem Wetter hatte aber wohl niemand Lust auf nahtloses Braun. Nachdem wir versucht haben die fantastische Umgebung mit der Kamera festzuhalten, gingen wir wieder in Richtung Camper. Clara ließ sich die meiste Zeit tragen, was gut war, aber wir kamen bergauf auf dem Rückweg ganz schön ins Schwitzen. Zurück am Camper überlegten wir längere Zeit, was wir bei dem Regenwetter mit dem Tag anfangen wollten. Auch die Vorhersage für die nächsten Tage verhieß keine Besserung, so dass wir auch kurzfristig verschiedene Varianten durchspielten, wo wir noch hinfahren konnten. Aber in ganz England sah es ähnlich mies aus und eine Überfahrt nach Frankreich kostete von hier aus der Gegend auch mind. 300 Pfund. Na ja, das war es uns dann vorerst doch nicht wert. Noch konnten wir ja auch auf Besserung hoffen. Das war aber alles nicht sehr motivierend und drückte auch auf die Stimmung. Für den heutigen Tag jedoch hatten wir jedenfalls den Plan gemacht: Nachdem wir Google fragten welche Indoor-Aktivitäten man in der Gegend machen konnte spuckte er das National Marine Aquarium in Plymouth aus, dem größten seiner Art in Großbritannien. Wir fahren während Claras Mittagsschlaf dorthin. Gesagt, getan. Das Aquarium war rollstuhlgerecht aufgebaut, so dass wir mit dem Kinderwagen durchfahren konnten. Den brauchten wir aber mal wieder nur als Lastesel. Die Zeit war schon etwas voran geschritten, ca. zwei Uhr. Da das Aquarium allerdings nur bis 17 Uhr offen hatte und der Eintritt auch nicht ganz billig war, beschlossen wir später zu kochen und eventuell drinnen was zu essen. Wir holten für Clara noch ein paar Kekse mit, um sie bei Laune zu halten. Kaum drinnen kamen wir an einem Café vorbei, ein paar Stufen nach oben und schon waren dort die ersten marinen Lebewesen zu bestaunen. Clara war von Fischen und Kindern gleichermaßen begeistert, verstand aber nicht, warum wir ihr die Aquarien nicht „auf“ machen konnten. Das Gebäude war in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Zuerst kam man an lokalen Fischarten vorbei. Weiter führte der Weg dann zu einem riesigen Becken – etwa so groß wie eine Kinoleinwand. Dort gab es etliche Meereslebewesen in einer Rifflandschatf zu bestaunen, u.a. verschieden Rochenarten. Dort konnte Clara dann Meeresmüll sortieren und echte geborgene Artefakte von Unterwasser bestaunen. Das hatten die Staff-Mitglieder extra auf dem Boden für Kinder vorbereitet. Weiter gings in den Bereich des Great Barrier Riffs (wo wir in Australien schonmal getaucht haben). Dort gab es wieder ein Becken, das ähnlich groß war wie das andere mit tollen Riff-Lebewesen. In einigen Becken sah man auch kleine Haiarten. Die waren irgendwie süß. Claras Highlight war aber definitiv ein kleinerer Raum kurz vor dem Ausgang, auf dessen Boden eine Wasserfläche projeziert war mit Steinen auf dem Grund und kleineren Fischen, die da durch schwammen. Der Clou war, dass mittels optischer Verfahren detektiert wurde, wenn jemand auf der Oberfläche war und sich dann entsprechend Wellen über das Wasser ausbreiteten. Endlich mal ins Wasser ohne dass die Eltern die Krise bekamen (obwohl sie wirklich ständig in irgendwelchen Pfützen rumpanscht…) und sich sogar darin rollen können! Dann testeten wir noch das Museumscafé, das leider ein Reinfall war (kein Cream Tea mehr da und der Kaffee bestand aus einem mit Wasser gestreckten Espresso). Und auch die weiteren Programmpunkte bestanden aus Essen besorgen im Aldi und Essen kochen (Pfannenkartoffeln mit Gemüse und Burgerbratlinge… Lecker aber jetzt ist der ganze Camper fettverspritzt.) Gekocht und gegessen haben wir am Stadion des FC Plymouth, den einzigen Ort, den wir finden konnten, wo ein zugänglicher überdachter Bereich war, in dessen Nähe man auch parken konnte. So konnten wir zumindest das Abendessen außerhalb der Enge des Busses zu uns nehmen. Clara konnte der Regen aber wieder nichts anhaben und sie fand noch ein Dreiergespann Hunde, die in einem Autokofferraum ihr Abendessen zu sich nahmen und ihr anschließend freudig entgegen hechelten. Sie kommentiert dann immer alles was sie sieht: „Augen, Zunge, Haare“. Nicht mehr lange und das werden ganze Sätze…
Nachdem Benny den Abwasch fertig hatte und wir Bereit zum Aufbrechen waren, war es schon fast 9 Uhr. Wir beschlossen in Richtung Westen zu fahren zu einem der vorgeschlagenen Campingplätze aus unserem Buch. Das bedeutete mindestens noch eine Stunde Fahrt. Aber kein Problem, hauptsache im Trockenen – und warmen. In der Gegend angekommen, suchten wir noch einen Stellplatz. Das kostete uns auch nochmal ein bischen Zeit aber schließlich fanden wir einen etwa drei Minuten vom Campingplatz, der sich in dem Ort Sticker befindet, entfernt. Dort konnten wir um diese Uhrzeit nicht mehr einchecken. Wir verbrachten noch ein bischen Zeit mit Johnny und dann gingen wir auch schon wieder schlafen. Ein abartig verregneter Tag mit teilweise tollen Highlights ging zu Ende. Hoffentlich wirds besser in den nächsten Tagen.
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