30.07.17 Pleasant Streams Farm

Wir wollten wie gesagt einen Tag auf einem Campingplatz verbringen und mal etwas durchatmen. Also fuhren wir direkt zu dem angestrebten Campingplatz, wir dachten dort vielleicht auch frühstücken zu können. Auf dem Platz angekommen war erst einmal unklar, wo wir uns anmelden mussten, da wir keine Rezeptionsgebäude fanden. Benny fragte einen entgegenkommenden Typen, der von einem Zelt zum Klo wanderte, wo man sich denn hier anmelden kann. Dieser entgegnete, dass er keinen Plan hat weil er „prebooked“ (vorher gebucht) hat. Mirjam fragte dann noch eine Frau, die ebenfalls auf den Klo wollte und erfuhr, dass wir wieder den Weg zurück mussten auf dei andere Seite des Campingplatzes. Dort stand ein feststehender Wohnwagen, an welchem wir klopfen sollten. Das war aber nicht nötig, auf dem Weg dorthin kam uns Lesley, den Bauern und Betreiber des Platzes mit zwei Ziegen an der Leine Gassi gehen, entgegen. Ja, er habe noch einen Platz für uns frei. Was es genau kosten würde, könne er uns aber erst sagen, wenn er unser Auto gesehen hatte (wir hatten Johnny auf dem Campingplatz abgestellt). Aber irgendwas zwischen 13 und 17 Pfund. Das hörte sich ja mal gut an. Also suchten wir uns ein Plätzchen mit Blick auf den kleinen See und plötzlich war da ein riesen Geschrei – das kam von den Gänsen, die in einem Schwarm angeflogen kamen und mit viel Geschnatter auf dem Wasser landeten. Ein tolles Erlebnis. Dann gabs Porridge mit Müsli zum Frühstück und der Campingplatz wurde erkundet. Einige Bäche mit Brücken, Reifenschaukeln und zwei kleine Seen machten das Gelände sehr abwechslungsreich. An Tieren gab es außer den Gänsen und Ziegen noch Hühner, Pferde und Schweine, die wir allerdings nicht zu Gesicht bekamen. Da heute das Wetter zu halten schien, war das genau richtig um mal wieder das Tarp aufzubauen. Das hatten wir ja im nassen Zustand wegpacken müssen. Außerdem schien sogar die Sonne, also war ein Schutz gar nicht verkehrt. Nur: Wenn es in England nicht regnet, geht abartig der Wind (so zumindest unsere Erfahrung) und es war diesmal gar nicht so einfach das Teil aufzubauen. Einmal riss uns eine Böe eine Schnur mit Hering aus dem Boden, aber das Tarp hielt zum Glück allem stand. Wir spazierten dann nach Claras Mittagsschlaf noch in den nahen Ort um vielleicht etwas zu Grillen zu kaufen. Das hatten wir gestern ziemlich verpeilt aber in England haben die Geschäfte wohl meistens auch sonntags geöffnet. Puh! Die Auswahl war gering aber es gab cornische Würstchen und Roastbeef sowie Pommes. Mal schauen ob man die auch in der Pfanne zubereiten kann. Auf dem Weg fanden wir noch einen Kasten mit Eiern, wo man sich für 80 Pence eine Packung nehmen konnte. Auf dem Karton stand eine lange vergangenes MHD drauf (März 2017), weshalb Benny vorsichtshalber noch an einem der Häuser (das zwar nicht dem Eierproduzenten gehörte, aber trotzdem Bescheid wusste) nach, wo uns versichert wurde, dass die Eier tagesfrisch sind. Wieder zurück versuchten wir dann den Grill anzuschmeißen, aber der Wind war so heftig dass der Grill immer wieder ausging. Es half alles nichts, er musste in den Camper, sonst müssten wir heute hungern. Das klappte irgendwie, aber war ziemlich stressig. Wir hatten glücklicherweise die kleine rote Gasflasche dabei, sonst wäre das mit dem Grillen nix geworden. Trotz den Strapazen schmeckte das Essen anschließend richtig gut. Clara hatte auch ordentlich Hunger und verspeiste anderthalb Würstchen und einige Pommes (die zum Glück ungesalzen waren und in der Pfanne richtig gut wurden, knuspriger als so manchmal im Backofen – kann man sich merken). Das einzige Problem, das wir auch schon öfters hatten ist, dass das Essen bei dem Wind im freien extrem schnell kalt wird. Da muss man sich beim vernichten wirklich beeilen.

Mirjam übernahm dann zur Abwechslung den Abwasch und Benny ging mit Clara spielen. Sie gingen an den Teich und schauten den Gänsen zu. Clara wollte sich immer wieder auf einen Baumstamm setzen, der am Ufer lag. Plötzlich erinnerte sich Benny, dass Mirjam ihm erzählt hat, dass auf der anderen Seite des Teichs ein kleines Ruderboot liegt (das hatte man von unserem Platz aus nicht direkt gesehen), welches man kostenlos ausleihen durfte. Man soll nur aufpassen, dass die Paddel nicht ins Wasser fallen. Kurzentschlossen nahm er Clara auf den Arm und ging mit ihr Ruderboot fahren. Papa hatte Turnschuhe an und als sie am Boot ankamen sah er, dass da Wasser drin war. Na ja egal, ist ja nur in der Mitte, „ich setz mich einfach nach hinten wo kein Wasser ist“. Mit Clara zusammen stieg er dann ein. Das Boot ging ganz schön nach unten und die Schnauze stand ziemlich nach oben. Wo ist jetzt das Wasser? Richtig, an Bennys Füßen. Ingenieur will er sein aber manchmal haperts dann etwas an der Physik. Clara bekam total die Krise weil sie Angst hatte. Also verließen die beide das Boot recht schnell wieder. Leider keine richtige Bootsfahrt zustande gekommen.

Als das irgendwann geschafft war, sollten auch wir endlich dran sein mit der Reinigung. Diesmal gab es leider nicht so viel Komfort wie auf dem letzten Campingplatz, nur je eine Dusche für Männlein und Weiblein und die waren ziemlich eng, aber das Wasser war warm und der Druck gut und das ist ja auch viel wert. Clara ging mit Mirjam duschen und wurde anschließend von Benny fertig gemacht. So langsam senkte sich die Sonne und unsere Nachbarn mit vier kleinen Kindern zwischen drei und acht Jahren kamen mit einer Ladung Holz von einem Ausflug ins Gestrüpp zurück. Sie wollten ihre Feuerstelle nutzen. Wir fragten uns schon wie das gehen sollte nach dem ganzen Regen der letzten Tage und da Clara auch ganz interessiert war (vor allem an den Kindern), schauten wir uns das ganze an. Die Familie war wirklich sehr nett und auch die Kinder quatschten munter drauf los und erzählten von ihrem ersten Campingtag. Die Frau erzählte, dass sie sich nicht getraut hatte, mit den Kids campen zu gehen bevor die Jüngste nicht drei Jahre alt war. Wir konnten ein bisschen verstehen was sie meinte. Manchmal wünschten wir uns doch kurzzeitig in ein all-inclusive-Resort, aber das sind einfach nicht wir und auch wenn es anstrengend ist, wachsen wir doch noch mal ganz anders zusammen als Familie. Aber ja, Clara braucht durch ihr Alter bedingt einfach noch super viel Betreuung, da hinter jeder Ecke eine potentielle Gefahr für sie lauert. Zwar steckt sie nicht mehr alles wahllos in den Mund und auch bei einem nahenden Auto kommt sie meist direkt zu uns gelaufen, aber darauf kann man sich natürlich nicht verlassen. Wasser hat auch eine magische Anziehungskraft und manchmal überschätzt sie sich dann doch. Also rennt einer von uns ihr die ganze Zeit hinterher und der andere macht dann irgendwas was getan werden muss. Wir haben die Menge an „Hausarbeit“ schon dadurch reduziert, dass wir möglichst nur noch einmal am Tag spülen, aber es gibt halt immer noch einiges anderes zu tun. Und durch ihre extreme Mamafixierung (im Moment besonders schlimm) bleibt das meistens an Benny hängen. Das ist irgendwie doof, aber schwer zu ändern. Wir hoffen, dass die Zähne bald nicht mehr so quälen und Clara dann auch wieder besser gelaunt ist. Aber es war trotzdem ein wirklich schöner Tag, der jetzt zu Ende ging.

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