Gegen halb 8 konnte Benny mal wieder nicht mehr schlafen, ja aber wenigstens mal ne halbe Stunde länger als sonst. Er ging nach vorne auf den Fahrersitz und las in seinem Knotenbuch, das er sich vorm Urlaub noch angeschafft hatte. Diesmal musste er nicht so viel Zeit totschlagen, etwa um 8 Uhr wurden die Mädels wach. Clara rief „Papa, Papa“, da musste er einfach zu ihr gehen. Strahlend tollte sie auf dem Bett herum, genauso wie die Sonne, die schon früh am Morgen ihre Strahlen auf den Boden treffen ließ. Was für ein Morgen und was für ein Gefühl nach den vergangenen tristen Tagen.
Die kleine Familie machte sich daran den Tisch zu decken. Heute gab es auf Wunsch von Clara Rührei als „Vorspeise“. Leider ist es sehr schwierig in England ordentliches Brot zu kaufen, daher mussten wir die Eier mit Pumpernickelbrot, das wir von zu Hause mitgebracht haben, verzehren. Danach gab es dann noch wie gewohnt etwas Müsli – aber halt nur noch ne halbe Portion. Geschmeckt hat allerdings alles.
Nach dem Frühstück hieß es dann mal wieder Abwasch, Wasser auffüllen, Klo leeren und füllen. Während Benny den Abwasch machte, ging Miri mit Clara noch auf die Suche nach dem „Vermieter“, um in Erfahrung zu bringen, ob wir das Ladegerät von Miris Kamera an den Strom hängen durften. Gegen eine Gebühr von 50 Pence war das kein Problem. Man muss sagen der Campingplatz an sich war recht günstig – nur 18 Pfund pro Nacht – von daher war das absolut ok. Man muss das einfach eher als Dienstleistung sehen denn als einen einfachen Stromkauf. Die Kloentleerung sollte sich auch etwas mühsamer darstellen als wir das geplant hatten. Wir kamen auf die glorreiche Idee, den Kackteil des Porta Pottis zu der Entleerungsstelle zu schleppen. Eigentlich kein Problem aber der Weg dorthin zog sich wie Kaugummi. Der Pot wog etwa 15-20 kg und Bennys Arme wurden immer länger. Schweißgebadet kamen wir dann dort an und konnten das Zeugs in die Tonne ballern. Na ja keine weiteren Details – es war ne „Scheißarbeit“. Wieder auf dem Rückweg wollte Clara noch nach den jungen Hühnern schauen, Benny ging schonmal vor um weiter zu packen. Jetzt kam noch das Auffüllen des Frischwassers und die Vorbereitung des Porta Pottis für weitere Geschäfte. Das bedeutete wir brauchten Wasser. Also zwei 5l Kanister unter den Arm und zur Entnahmestelle. Diese war auch etwa 50m entfernt. Das ganze dann zweimal gemacht und Bennys Arme hatten schon keinen Bock mehr auf den restlichen Tag. Ist aber auch irgendwie bekloppt wie wir das gemacht haben. Man kann an alle diese Stellen auch mit dem Van fahren. Na ja etwas Sport am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.
In der Zwischenzeit schaute Clara noch mal nach einem Kindercampingstuhl, den sie am Vortag schon immer wieder in Augenschein genommen hatte. Miri sagte entschuldigend den Besitzern, dass Clara diesen Stuhl einfach sehr interessant fände. Daraufhin meinten diese, dass sie eh schon darüber nachgedacht hatten, wie sie den Stuhl loswerden könnten, denn für ihre Kinder wäre er mittlerweile zu klein. Na das traf sich ja perfekt, Clara war glücklich ohne Ende und setzte sich immer wieder drauf und machte ihren Becher in den dafür vorgesehenen Halter (der leider schon kaputt war, aber sonst war der Stuhl noch gut in Schuss und eine Tasche bekamen wir auch noch dafür).
Etwa gegen zwölf Uhr hatten wir die Tortur und alles andere dann hinter uns und konnten zu Claras Mittagsschlaf los – denkste. Miri musste auf dem Weg dem Vermieter noch seine 50 Pence bringen und da merkte sie, dass sie vergessen hatte Clara zu füttern, das mussten wir dann noch nachholen. Schließlich sollte sie ja auch gut schlafen können. Wir blieben dazu in der Einfahrt des Campingplatzes stehen – allerdings so, dass wir niemanden beim rein- oder rausfahren stören würden. Irgendwann kam die Platzherrin vorbei und fragte was wir hier machen. Auf die Aussage hin, dass wir hier gecampt haben kam die wichtigste aller Fragen von ihr: „Have you already paid?“ (Habt ihr schon gezahlt?). Wir bejahten brav und sagten ihr dann, dass wir gleich weg sind. Das war dann auch ok für sie. Gut, halb eins, jetzt aber los.
Ursprünglich wollten wir heute zum Eden Project (größten Gewächshäuser der Welt), aber Miri hatte irgendwie mehr Bock auf Strand und Meer. Für Clara war die Frage auch schnell geklärt – was gibt es schon besseres als Wasser und Sand?!? Benny war für den Vorschlag auch zu begeistern und folglich hatten wir dann ad hoc umgeplant. Unsere Fahrt führte uns zur Porth Farm am Towan Beach. Dort angekommen, schlief Clara noch und wir hatten irgendwie schon wieder etwas Hunger. Klar, wer schon so viel Energie vergeudet hat braucht auch wieder Input. Wir parkten auf einem Parkplatz vom National Trust, wo wir ja Mitglied sind, und daher kostenlos parken konnten. Wir fanden aber schonwieder fast keinen Parkplatz – die Strandidee hatten heute wohl noch ein paar mehr bekommen. Diesmal haben wir noch einen bekommen – vermutlich der letzte. Von dort ging Benny zu einem Café und besorgte zwei „hausgemachte Baguette“ und einen Cream Tea (echt sau geil dieses Zeugs). Wir fönten uns das Zeugs rein und pünktlich als wir fertig waren wurde Clara auch wach. Wir packten unser Strandzeugs – das war etwas mehr als sonst wegen der Schnorchelausrüstung und dann gings endlich zum Strand. Dort konnte man laut unserem Buch nämlich gut schnorcheln und Anemonen beobachten. Glücklicherweise hatten wir unsere Neoprenanzüge dabei. Das Wasser war echt SAUKALT. Auch Clara konnte zum ersten Mal ihren neuen Neoprenanzug ausprobieren. Er stand ihr wirklich gut.
Am Strand angekommen war da wirklich was los. Nicht nur der Parkplatz war ziemlich voll, sondern auch der Beach. Wir konnten uns nicht so richtig entscheiden, da fiel uns auf, dass wir die Flossen im Auto haben liegen lassen. Mist. Benny flitzte schnell zum Bus zurück, holte Flossen und nahm dann gerade noch die Strandmuschel mit, die wir aber vorher absichtlich im Auto ließen. Wir dachten sie wäre doch praktisch. Nochmal zurück, versuchten wir uns an der Muschel. Wir hatten sie vorher noch nie aufgebaut – das kann ja heiter werden. Aber es kam anders als befürchtet. Die Muschel war durch einen Automatismus im Null Komma Nix aufgebaut.
Familie Meyer schmiss sich in ihre Neoprenanzüge und wollten alle zusammen ins Wasser. Als Clara mit den Füßen das Naß erreichte fing sie an zu jammern….es war einfach zu kalt. Miri hatte auch nicht wirklich Lust, blieb wieder alles an Benny hängen. Ausgestattet mit seiner Schnorchelausrüstung inkl. GoPro Actioncam warf er sich in die Fluten. Na ja gut, es war vom Seegang her eher wie im Schwimmbad. Er schwamm nach rechts zu Steinbuchten, wo er hoffte ein paar interessante Dinge zu sehen. Als erstes schwamm ein Schwarm kleiner Fische um ihn herum. Beim nächsten Schwarm – war es der gleiche? – schwamm noch ein größerer Fisch vorbei, der direkt wieder im Seegras verschwand. Dann fand er noch eine lilane Anemone, die er auch mit der Cam porträtierte. Weiter entlang an den Felsen fand er noch eine Anemone. Diese war eher rötlich. Langsam wurde es doch auch mit Neopren etwas kalt – wir hatten blöderweise nur die Shortys dabei – so dass er beschloss wieder umzudrehen. Auf dem Rückweg fand er auf dem Boden noch zwei faustgroße Krebse auf dem Rücken liegend. Die waren wohl tot. Aber dann erinnerte er sich, dass wir in dem Marine Aquarium gelesen haben, dass es hier Krabbenarten gibt, deren Panzer nicht mitwächst und diese sich häuten müssen wie Schlangen. Vielleicht war das so ein Exemplar. Er war jedenfalls zu schisserisch um sie anzufassen. Man könnte ja gezwickt werden.
In der Zwischenzeit kletterten Clara und Mirjam über einige größere, mit Seegras bewachsene Steine hiweg, zwischen denen sich noch etwas Wasser gesammelt hatte. Clara hatte großen Spaß daran durch das Wasser zu waten und wurde mit der Zeit immer mutiger. Auch ihren Eimer wollte sie immer wieder voll Wasser gemacht bekommen, um sich den Inhalt über den Arm zu kippen.
Wieder am Ufer entdeckt Benny auch direkt seine Liebsten und schwamm geradeaus auf sie zu. Freudig nahmen sie ihn auch wieder in Empfang. Dann musste er erstmal Bericht erstatten, was er gesehen hatte. Halb durchgefroren wollte er aus dem Neopren raus und wir gingen dann alle zur Decke bzw. zur Muschel zurück.
Wir verbrachten noch ein bischen Zeit am Strand, Clara hatte viel Spaß im Sand. Aber ihre Lieblingsbeschäftigung war es heute Trauben aus der Packung zu nehmen, diese in den Mund zu stecken, EINMAL draufzubeißen und sie dann dem Papa in den Mund zu schieben. Hmm….Lecker! Zur Belohnung backte er ihr ein paar Sandkuchen.
Es ging auf fünf Uhr zu, da beschlossen wir aufzubrechen, weil wir noch kochen mussten. Clara meldete sich durch meckern auch schon zu Wort, dass es nicht mehr allzu lange dauern sollte. Also auf gehts. Wieder zurück, fing Benny an Tortellini mit Gorgonzola Tomatensauce zu kochen. Clara wurde vorerst mit einer Maiswaffel befriedigt. In der Zwischenzeit säuberten die beiden anderen die Schnorchelsachen vom Salzwasser an einem Trinkwasserhahn direkt beim Café.
Essen war fertig, da konnten wir dann noch die Sitzbänke des Cafés benutzen. Es hatte nämlich nur bis 5 Uhr geöffnet. Das war sehr praktisch. Wir hielten uns aber nicht mehr so lange dort auf. Wir beschlossen noch ein bischen rumzulaufen. Es gab dort noch einen „Riverside Path“, den wir anfingen zu gehen. Er dauerte insgesamt ein dreiviertel Stunde, was viel zu lange war. Wir drehten einfach irgendwann wieder um. Clara saß zufrieden bei Mama im Beutel auf dem Rücken und machte die ganze Zeit „Hoppe Reiter Pumps“. Das war wirklich sehr lustig. Wieder bei Johnny, tobte Clara noch ein bischen auf dem Parkplatz herum, ehe sie dann eine frische Windel bekam und bettfertig gemacht wurde.
Bevor es dann losging zum südlichsten Punkt der Insel, ließen wir Johnny noch Wasser lassen. Er hatte schon länger genervt, dass er endlich mal auf den Pott muss. Es gab in der Straße einen Gulli, in den er sich entleeren durfte. Das dauerte EWIG. Bestimmt 10 min. Aber Hauptsache unserem Johnny geht es gut. Er ist bisher ein treuer Weggefährte. Nach etwa einer Stunde kamen wir dann auf einem Parkplatz des National Trust an. Dort sahen die Eltern tatsächlich beim Zähne putzen mit Meerblick die Milchstraße und noch eine Sternschnuppe….hoffentlich haben sie sich was gewünscht. Ab gehts in die Heia!
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