02.08.2017 – Godolphin House und Roskilly`s Croust House

An der Küste stürmte es die ganze Nacht. Der Camper wurde von der einen Seite auf die andere geweht. Man konnte fast seekrank werden. Ein sch*** Wetter! Man glaubt es nicht bei diesem Wetter aber wir konnten doch bis fast viertel nach acht schlafen. Schaute man aus dem Fenster hatte man gar keinen Bock rauszugehen geschweige denn draußen zu frühstücken. Die erste Amtshandlung war aber erstmal spülen. Das hatten wir gestern gar nicht gemacht, da wir das tolle Wetter so lange wie möglich genießen wollten. Dann gab es ein leckeres Frühstück im engen Bus. Nicht wirklich komfortabel aber es ging. Ein Dauerzustand darf das aber nicht bleiben. Miri musste nach dem Frühstück dann plötzlich sehr dringend auf die Toilette, so dass wir beschlossen zum Godolphin House zu cruisen, ein weiterer Spot vom National Trust. Dort gab es auch ein WC. Aufgrund des Wetters ist es nicht ganz so dolle wenn jemand sein Geschäft direkt im Bus verübt und man nicht fliehen kann – und das auch noch VORM Frühstück. So kamen wir dann auf dem Parkplatz von Godolphin House an. Miri flüchtete regelrecht ausm Bus und Clara konnte mit Papa etwas Zeit verbringen.

Als Miri nochmal zurück kam, schmissen wir uns noch in unser Wanderoutfit – vor allem die Wanderschuhe waren wichtig. Es war zwar nur ein Nieselregen, der wurde aber vom Wind richtig durch die Luft gepeitscht. Los gings ins kalte Naß – hoffentlich bezahlte das niemand mit krank werden.

Wir kamen dann einen Weg entlang, zu dessen Linke ein kleiner Schuppen stand – zumindest wirkte es wie ein Schuppen. Darin waren aber Freiwillige, die uns freundlich in Empfang nahmen. Ein älterer Herr scannte unsere Eintrittskarten (die National Trust Member Cards) und erklärte uns recht ausführlich auf einer Karte was uns erwartete. Auch zur Geschichte hat er ein paar Worte verloren: Der National Trust hatte das Grundstück hauptsächlich wegen dem Garten erworben, weniger wegen dem Haus. Dieser ist nämlich seit dem 13. Jahrhundert beinahe unverändert geblieben, was hier nur deshalb der Fall ist, weil die Besitzer nichts geändert haben und irgendwann ausgestorben sind. Daraufhin verfielen die Gebäude und der National Trust erwarb es vor 10 Jahren Man kann in den renovierten Gebäuden auch seine Ferien verbringen und da alle vermietet waren konnten wir nur den sog. Kings Room besichtigen.

Nach dem kurzen Smalltalk ging es dann durch einen ordentlichen Niederschlag vorbei an einem Café zum Kings Room. Dort konnte man einen riesigen Kamin bestaunen, der aber nicht mehr in Betrieb war. Zwei große königliche Stühle aus Holz mit rotem Polster schmückten den Raum, in der Mitte befand sich ein großer brauner Tisch. Clara konnte in dem Raum etwas herumlaufen, das war für sie auch bitter nötig. Sie bekam bisher wenig Auslauf. Nach einer Weile verließen wir den Saal wieder und gingen zurück zum Café. Von dort konnte man noch eine andere Richtung aufs Gelände laufen. Wir gingen an einem Haus vorbei, wo wir feststellen konnten, dass wir uns nochmal kurz unterstellen konnten. Es regnete mittlerweile etwas stärker. Dort sahen wir dann ein Schild, wo nochmals „Café, nom nom nom“ drunter stand. Komisch, wir dachten es gäbe nur eines auf dem Gelände. Dort am Eingang sahen wir einen Regenschirm stehen, der in etwa das gleiche Format wie der Dialogika Regenschirm hatte. Wir dachten man könne diese vielleicht auch dort kaufen – es stand ja auch National Trust auf den Schirmen. Unserer war uns ja vor ein paar Tagen bei einem Ausflug kaputt gegangen. Wir beschlossen kurzerhand mal nachzufragen und machten Bekanntschaft mit einer älteren Dame. Diese war sich nicht ganz sicher, ob und wo man die Schirme kaufen konnte. Sie fragte eine weitere ältere Lady und plötzlich waren wir in einem tiefen Gespräch verwickelt, in dem es nicht mehr nur um Regenschirme ging. Sie fanden Clara so süß und als wir erklärten, dass wir nicht so richtig wissen, was wir machen sollten, weil es fast keine überdachten Attraktionen gab, überlegten sie angestrengt was man machen konnte. Mit Erstaunen stellten sie fest, dass fast alles was sie wussten „uncovered“, also nicht überdacht war. Irgendwann kam auch noch ein Mann dazu – jetzt waren sie zu dritt, wow. Die drei waren wirklich sehr freundlich und man sah ihnen auch an, dass sie sich sehr viel Mühe gaben, aber so richtig kam leider nichts dabei heraus, schade. Eines gibt es vielleicht aber noch zu erwähnen. Der Herr erzählte uns, dass die Engländer für ihre Minen hier in der Gegend damals extra holländische und deutsche Bergarbeiter hierher baten, um von ihnen zu lernen wie das genau funktioniert mit dem Bergbau.

Schließlich liefen wir noch weiter übers Gelände in Richtung der historischen Gärten und ehemaliger Fischteiche. Das war alles recht malerisch und typisch englisch, aber mangels Gartenarchitekturwissen war für uns das Besondere nicht ganz ersichtlich.

Als es dann auch einfach nicht aufhören wollte zu regnen oder zumindest nicht mehr so stark beschlossen wir nochmal zum Camper zurück zu gehen. Als wir zum Ausgang kamen, sahen wir dort einen kleinen Menschenauflauf an dem Schuppen stehen. Ein Glück, dass wir früher dran waren. Wieder zurück war Clara ziemlich müde und wir fuhren daher auch fast direkt los zu einer Farm, die Milch für ein tolles Eis herstellte, der Roskilly`s Farm in St Keverne.

Dort angekommen schlief Clara noch. Wir verweilten noch so lange im Auto wie Clara schlief…es war ja auch ein bescheidenes Wetter draußen. Als wir so da saßen, beobachteten wir wie eine Familie zurück zum Auto kam und der Vater mit seinem Sohn etwas Stress hatte. Die Familie schien aus Mutter, Vater und drei Kindern zu bestehen. Der Sohn schrie wie am Spieß und schrie immer wieder zu seinem Vater: „What the hell is your problem?“. Zwischen jedem Wort eine kurze Pause. Der Vater erwiderte durch Gewalt indem er seinen Sohn immer wieder von sich wegschubste. Das war mal wieder eine kranke Szene. Wir waren von dem Geschrei ziemlich genervt weil das ja direkt! neben unserem Van war und Clara genau dort schlief. Als alle eingestiegen waren, war es endlich etwas ruhiger. Denkste, nach etwa 3 min ging die Tür wieder auf. Mutti schnallte den kleinsten Sohn aus seinem Kindersitz, die Schwester war schon etwas älter. Die drei gingen spazieren, der Vater blieb mit Sohn im Auto. Vermutlich ging es jetzt so richtig rund. Man hatte irgendwie ein mulmiges Gefühl – findet da direkt neben uns ein Verbrechen statt? Man konnte nicht nach hinten in das Auto einsehen, da die Fenster verdunkelt waren. Wahrscheinlich aus genau diesem Grund. Beobachtete man das Auto schwankte es zum Teil stark nach rechts und links. Immer wieder der Satz des kleinen: „What the hell…“. Das drückte ziemlich auf die Stimmung. Das sollte aber noch nicht alles an Scheiße sein was wir heute erleben durften. Wir saßen ja immer noch vorne drin, plötzlich nahmen wir ein Krachen an unserem Camper wahr. Ein Trottel hatte uns beim Ausparken gerammt. Wie man das hinbekommen konnte bei der Größe des Parkplatzes bleibt ein Rätsel. Das was jetzt aber passierte war nicht die feine englische Art. Der Typ hat sich einfach davon gemacht (In Englisch heißt das: „Drove Off“ = Fahrerflucht). Ist das zu fassen? Er dachte wohl, da sei keiner im Auto und er könnte unbeobachtet „entkommen“. Benny konnte sich noch das Nummernschild merken und teilte dieses Mirjam mit, damit sie es aufschreiben konnte. Was für ein Mist und das alles in einer halben Stunde.

Der Schaden am Auto ist nicht wirklich groß, denken wir zumindest. Die Trittstufe aus Plastik hat etwas abbekommen, ist aber nichtmal etwas gebrochen. Wegen der „Lapalie“ dachten wir auch lange nach was wir jetzt machen – Es kostete ja auch Zeit sowas zu melden und Urlaubszeit ist kostbar. Idee von Mirjam: ADAC anrufen. Gesagt getan. Der teilte uns mit, dass das Vorgehen das gleiche sei wie in Deutschland. Also durchatmen und um etwas Abstand zu bekommen kochten wir erstmal was. Es gab Nudeln mit Gemüse und Tomatenketchup. Wir mussten wieder im Camper essen….das war echt blöd, aber es regnete einfach zu viel. Als wir dann fertig waren zogen wir nochmal unsere Outdoor-Kleidung an und los gings zur Farm. Dort angekommen, versuchte Benny erstmal jemanden zu finden, der ihm sagen konnte was zu tun ist bzw. welche Nummer man überhaupt anrufen muss. Er unterhielt sich mit einer netten Dame in einem Shop dort. Sie rief letztlich die „101“ an – vermutlich deren Polizeinummer. Dann übergab sie Benny das Telefon und jetzt wurde es spannend in einer anderen Sprache den Schaden zu formulieren. Das klappte dann aber ganz gut – jedoch haben wir vergessen uns das Kennzeichen vorher nochmal anzuschauen. Dieses war nur auf dem Lappi gespeichert aber nicht mehr in unseren Köpfen. Daher musste Benny später nochmals anrufen und es nachliefern. Kein Problem, die Dame am Telefon wollte die eMail, wo sie den Vorgang mit der Vorgangsnummer hinschicken konnte. Auch in Frage kommende Polizeistationen wurden zugemailt. Das mussten wir nämlich noch tun, zu einer Polizeistation, die den Schaden aufnimmt.

Das alles hatte auch wieder ziemlich viel Zeit gekostet aber jetzt konnten wir endlich mal was zusammen auf der Farm unternehmen. In der Zwischenzeit war Miri mit Clara auf dem Hof unterwegs.

Der Weg führte uns vorbei an einem Grill, wo man sich Gerichte von selbst gezüchteten und dann geschlachteten Rindern kaufen konnte. Weiter hoch führte der Weg zu dem Eingangstor der Molkerei. Davor stauten sich etliche Kühe mit dicken Eutern, die darauf warteten gemolken zu werden. Clara wollte bei den Kühen immer „Ei Ei“ machen aber traute sich dann doch irgendwie nicht so richtig. Weil es immer noch regnete, konnten wir uns nicht allzu lange dort aufhalten. Es war nicht überdacht dort. Wir beschlossen dem Regen mal zu entkommen und zogen das Eis etwas vor. Die Farm war übrigens schon immer „Bio“, noch lange bevor es dieses Siegel überhaupt gab. Es wurden folglich niemals Pestizide auf diesem Boden eingesetzt (zumindest behaupten sie das). Das erwschwerte allerdings das „Geld verdienen“, da staatlich geförderte Farmen einfach rentabler waren und mehr Absatz boten. Daraufhin erfand der Farm-Chef das Roskilly’s Eis. Die Herstellung ist bis heute strenges Geschäftsgeheimnis. Genug Geschichte. Wieder zurück. Für Miri und Benny gab es jeweils drei Kugeln Eis, die sie mit Clara teilten. Das Eis schien ihr sichtlich zu schmecken. Und uns natürlich auch. Es steht dem italienischen in nichts nach und ehrlich gesagt glauben wir, dass es sogar besser schmeckt. Aber gut ist natürlich Geschmackssache.

Danach ging es dann noch in den Gift Shop, wir brauchten ja auch noch ein paar Mitbringsel. Papa war permanent damit beschäftigt Clara davon abzuhalten Dinge in die Hand zu nehmen und diese zu zerstören. Miri konnte sich deshalb aber in Ruhe umschauen. Ein Zimmer des Shops war sogar für Kinder „verboten“. Fertig im Shop, gingen wir uns noch den Melkprozess anschauen. Man konnte auf einer Empore zuschauen, wie die Kühe von der Melkmaschine entleert werden. Ein sehr spannender Prozess. Nachdem wir uns auch das aufmerksam angeschaut haben gingen wir wieder zurück zum Parkplatz. Dort konnte man noch ein paar Tiere auf einer Wiese daneben anschauen. Zu sehen gab es Hasen, Ziegen, Hühner, Gänse, Schweine und Kühe. Clara war hin und weg. Benny meldete sich dann kurzerhand ab und begab sich wieder zum Bus zum spülen. Fast fertig waren Miri und Clara auch schon wieder zurück. Nach dem Spülen versuchte Benny noch der „101“ das Kennzeichen mitzuteilen. Nach einigen Problemen (101 rief immer den Kontostand des Handys ab – 999 allerdings kam durch, seltsam). Die Frau am anderen Ende gab das Kennzeichen in ihr System ein allerdings lieferte es als Farbe grau, so dass dies nicht übereinstimmte mit Bennys Beobachtung eines schwarzen Autos. Na toll…entkommt der jetzt doch einfach so? Wir müssen eh noch auf die Wache, aber nicht mehr heute, da diese nur bis 17 Uhr geöffnet haben. Vielleicht ergibt sich dort noch etwas.

Plötzlich kam ein Moment in dem wir unseren Augen nicht trauten: SONNE! Wir wollten gerade zu Abend essen, da waren wir doch richtig froh, dass wir dies draußen auf ordentlichen Sitzen machen konnten. Wir fuhren dazu an eine andere Stelle vom Parkplatz, da auf dem Parkplatz selbst immer noch viele Menschen unterwegs waren und wir lieber etwas Ruhe beim Essen haben wollten. Kaum dort angekommen, sahen wir ein weiteres WoMo aus Holland, dessen Besitzer Benny direkt in ein Gespräch verwickelte. Wir bekamen von diesem noch ein paar gute Tipps, u.a. sagte er uns, dass wir hier über Nacht stehen konnten. Das Gespräch fand allerdings auf deutsch statt…ganz ungewohnt mittlerweile.

Jetzt konnten wir endlich unseren Tisch und Stühle aufstellen. Das Abendmahl konnte beginnen. Clara hatte auch gut Hunger und aß von Pumpernickelbrot mit Cashewmuß über versch. Melonen bis hin zum Salami alles was ihr in die Hände fiel. Plötzlich kam noch eine Katze direkt zu unserem Van. Clara war total aus dem Häuschen. Vermutlich wollte sie was zu essen. Sie krabbelte öfters durch Claras Stühlchen durch, was Clara extrem amüsierte. Einmal berührte die Katze sogar Claras Hand mit ihrer Nase. Sie lachte sich kaputt. Irgendwie süß.

Die Sonne verschwand schon während dem Essen hinter dem Berg und es wurde auf einmal richtig kalt. Schnell alles abbauen und rein in den Camper. Clara brauchte heute Abend wieder lange zum Einschlafen. Aber sie sang auch wieder so herrlich. Da geht einem echt das Herz auf. Die Eltern waren auch mal wieder ziemlich müde, so dass es auch für sie bald ins Bett ging.

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