Wir hatten ja schon befürchtet, dass die benachbarten Ziegen oder Hühner uns in aller Früh wecken würden, aber sie waren sehr leise und so konnten wir bis halb neun Uhr schlafen. Gestern hatten wir gesehen, dass auf der Farm auch Frühstück angeboten wurde, also nahmen wir das Angebot dankend an, mussten dann aber noch bis um 10 Uhr Zeit totschlagen, denn vorher machten sie nicht auf. Nicht so schlimm, es war ja schon fast halb 10. Wir schauten uns noch mal die Melkstation an (die war jetzt leer, aber ein Traktor fuhr immer wieder rein und raus und somit gab es für Clara einiges zu beobachten). Auch die Katze von gestern Abend trafen wir wieder. Dann endlich, English Breakfast! Mit div. Würsten und Bacon, baked beans, Spiegeleiern, Bratkartoffeln, gegrillten Pilzen und Tomaten sowie Toast mit Marmelade war das ziemlich reichhaltig und lecker. Auch das Fleisch kam übrigens von der Farm. Clara hatte ein Croissant und Marmelade, aß aber hauptsächlich alles andere. Ach ja und ein Glas Milch – seit diesem Urlaub fährt sie total auf das weiße Zeugs ab. Dann so langsam ging es ans Aufbrechen. Wir packten alles zusammen, denn es war schon wieder Mittagsschlafenszeit. Dann allerdings der Schock – Johnny gab nicht mehr als ein leises Röcheln von sich. Und beim zweiten Startversuch war noch nicht mal mehr das zu hören. Das konnte doch nicht wahr sein, die Batterie war leer. Und ausgerechnet an einem Starterkabel hatten wir gespart und keins dabei. Na ja, wir waren ja mitten auf einem vielbesuchten Parkplatz, da würde doch wohl jemand eines haben. Benny fing an Leute zu fragen, aber mehr als die Information, dass es auf Englisch „jumping lead“ hieß und keiner eins dabei hatte, bekam er nicht. Angeblich sind die Autos in England so zuverlässig, dass man keines mehr braucht. (Starthilfe heißt hier einfach „Push“ – interessant, das kommt wohl daher, dass man früher die Autos noch anschieben konnte/musste um sie wiederzubeleben).
Also noch mal in den Shop der Farm gedackelt, die kannten uns ja mittlerweile von unserem Polizeikontakt gestern. Verschämt berichtete Benny, dass unser Van einen in England so genannten „Push“ braucht. Die Dame war klasse, sie sagte sofort: „Ok, I will find someone for you.“ (Sie findet jemanden für uns). Benny erklärte ihr, dass es auch ausreichend wäre, wenn wir ein Überbrückungskabel bekämen. Die meisten Leute würden uns helfen, haben aber halt kein Kabel dabei. Sie gab ihr ok, dass sie es verstanden hatte und war dann verschwunden. Die Zeit verging, etwa nach 10 min kam sie wieder und sagte: „I’m still trying“, was so viel bedeutete, dass sie bisher noch nichts erreichen konnte. Ja ist denn auf einer Farm nich mal der Saft im Traktor alle? Herrje, das kann ja heiter werden. Nach einer Weile fragte Benny mal nach und sie antwortete, dass sie jemanden angerufen hat, der eines vorbei bringt, er solle so in 10 min mal wieder fragen. Ok, Benny ging wieder zu seinen Mädels. Zugegebenermaßen ziemlich genervt, es war schon fast eine Stunde rum und noch keine Besserung in Sicht. Clara musste doch ins Bett und wir wollten, dass sie auf dem Weg zur Polizeistation schläft. Nach den 10 min ging er mal wieder zu der Dame und fragte, ob schon jemand gekommen sei. Sie verneinte, rief aber dann denjenigen an, wo er denn sei. Sie sagte Benny, er würde runter zum Parkplatz kommen. Zwischen diesem ganzen hin und her fragten Miri als auch Benny immer wieder Leute auf dem Parkplatz nach einem scheiß Kabel. Niemand hatte eines dabei. Zudem musste Miri Clara noch die ganze Zeit bespaßen und Tiere anschauen – glücklicherweise waren wir nicht an einem komplett „toten“ Ort. Es war für Clara schon was geboten.
Irgendwann, Clara war mittlerweile natürlich auch schon richtig müde, beschlossen wir dann, den ADAC anzurufen. Wozu ist man schließlich Mitglied? Der versprach, nachdem Mirjam ihm umständlich erklärt hatte, wo Cornwall liegt (das hatte der Typ noch nie gehört), dass „spätestens in zwei Stunden“ jemand da sein sollte. Prima, eigentlich wollten wir heute noch den Besuch auf der Polizeistation hinter uns bringen und anschließend noch was unternehmen. Das konnten wir jetzt vergessen. Hoffentlich kamen wir hier überhaupt noch mal weg.
Irgendwann kam Benny noch mit jemandem aufm Parkplatz ins Gespräch – das war ein Mann, den wir als er gekommen ist baten sein Auto nicht neben uns zu stellen weil wir sonst von links und rechts eingeparkt waren und somit niemand mehr an die Batterie fahren konnte. Er und Benny verloren sich in einem längeren Smalltalk u.a. erzählte er, dass er seine Reifen mal aufpumpen wollte und damals sogar die Ersatzpumpe versagte so dass er sich bei einem Kumpel eine ausleihen musste. Er wollte wohl trösten. Mittlerweile war Clara in ihrem Autositz eingeschlafen, da fuhr plötzlich ein Auto neben Johnny, wo ein Mann ausstieg und fragte: „Are you the man with the campervan?“ (Bist du der mitm Campervan?). Benny bejahte sofort, unterbrach sein nettes Gespräch und sprintete zum Camper. Batterien verklemmt, gab der Typ von der Farm in seinem „kleinen“ Auto ziemlich Gas, und Johnny brauchte insgesamt drei röchelnde Anläufe, um wieder anzuspringen. ENDLICH konnten wir hier verschwinden – Benny bedankte sich bei dem Herrn und sagte ihm er hätte gerade seinen Tag gerettet.
Das ganze hatte uns zwei Stunden gekostet…So ein Mist! Das warf alles durcheinander. Es war jetzt ca. viertel vor zwei und würden wir jetzt zur Polizeistation fahren, wäre der Tag gehalten (Fahrzeit ca. 40 min). Und die Sonne verwöhnte uns doch heute so sehr mit ihren Strahlen. Wir lernten das gute Wetter schätzen und es war extrem frustrierend jetzt zur Wache zu fahren. Im Grunde mussten wir ja auch nicht HEUTE dorthin, und so beschlossen wir, den Besuch auf der Wache vorerst zu canceln und fuhren zum Saint Michael’s Mount, einer kleinen Insel, die bei Ebbe zu Fuß erreichbar ist und von einer Burg mit einem subtropischen Garten gekrönt wird (ähnlich Saint Malo). Das Schloss gehört dem National Trust, aber die Parkplätze nicht, so dass wir 8 Pfund löhnen mussten – das teuerste Parkticket bisher (Update: Das blieb es auch). Dann noch einen sich ziemlich ziehenden Fußmarsch durch das Städtchen, denn es war gerade Flut und wir mussten mit dem Boot rüber. Noch mal 5 Pfund für uns drei und dann waren wir nach kurzer Fahrt (Clara war nicht so begeistert und klammerte sich die ganze Zeit an Mama und wollte nichts sehen und hören) auf der Insel. Zugegebenermaßen ziemlich frustriert weil unsere ganze Zeitplanung hinüber war und es jetzt schon gegen halb vier war, als wir erfuhren, dass Garten und Schloss um halb sechs zu machen und letzter Einlass eine dreiviertel Stunde früher sei. Es war einfach nicht unser Tag heute. Die Frustration wollte einfach nicht weg. Es war dann nämlich so, dass wir nur eines davon machen konnten und aber auf beides Lust hatten. Wir wurden noch vor dem extrem steilen und anstrengenden Aufstieg gewarnt. Nichtsdestotrotz interessierte uns das Schloss mehr als der Garten und nachdem wir noch einen Cream Tea als Wegzehrung gekauft hatten ging es hoch. Clara blieb bis oben in der Trage sitzen und wir waren zwar kaputt, aber so schlimm wie angekündigt war es dann doch nicht (vllt. 10 min bis wir oben waren).
Im Schloss selbst wurde man gut geführt durch die verschiedenen Räume, aber wir waren hauptsächlich damit beschäftigt, Clara daran zu hindern irgendwas zu machen was sie dort nicht sollte, so dass wir nicht viel mitbekamen. Am Rande hörten wir, dass wir gerade neben einem über 400 Jahre alten Tisch standen. Das war beeindruckend aber nicht wirklich spektakulär. Dann gab es noch einen großen balkonartigen Außenbereich, von dem aus man einen schönen Ausblick hatte. Clara spielte derweil „schnapp dich“ (das sagt sie jetzt mittlerweile auch). Weiter ging es durch eine kleine Kirche und die Waffenkammer nach draußen und wieder runter. Den Weg nach unten ging Clara dann komplett zu Fuß. Respekt für die kleine Dame. Wir picknickten dann noch unsere Cream Teas auf der Wiese, als es plötzlich zu tröpfeln anfing. Es war eigentlich den ganzen Tag schön, aber irgendwie hatte es sich zugezogen. Und wir wollten doch langsam zurück, dazu mussten wir aber wieder mit dem Boot fahren (der Fußweg zum Festland sollte sich erst gegen 20 Uhr öffnen, dann wäre das Wasser weit genug abgeebbt) und es standen schon seit Stunden lange Schlangen an den Booten an. Zögernd beschlossen wir uns doch anzustellen, da die Schlangen einfach nicht kürzer wurden und wir auch noch kochen mussten. Letztlich war aber auch das eine Fehlentscheidung und passte somit zu den letzten beiden Tagen.
Es hörte zwar zuerst immer wieder auf zu regnen, aber irgendwann wurden die Pausen kürzer und Benny schickte Mirjam und Clara zurück in einen Unterstand. Benny stand dann weiterhin in der Schlange, zwar mit Regenjacke aber die hat keine Mütze. Irgendwann prasste es so stark, dass er die Schlange verließ und zu Mirjam und Clara zurück ging. Das Risiko krank zu werden war ihm zu hoch zumal der Wind ganz schön blies. Man muss aber dazu sagen, dass nur noch ein paar Leute hinter uns waren – wir waren quasi eh das Ende der Schlange und es war egal wo man stand. Benny war jetzt aber doch ziemlich wütend weil er jetzt doch ziemlich naß war und fror. Und das so unnötig, weil die Schlange ja gerade zu Ende war, als wir uns anstellten – war ja klar. Es dauerte dann insgesamt noch mal eine Stunde, bis wir endlich auf dem Boot waren. Heute war nicht unser Tag. Dafür war der Weg zurück zum Camper jetzt kürzer, denn die Boote legten an einer anderen Stelle an und wir konnten direkt über den Strand zurück, denn mittlerweile war das Meer schon stark zurückgegangen. Clara spielte noch ein bisschen im Schlick und war glücklich. Zurück am Camper gab es erst mal was ordentliches zu Essen (Spaghetti mit Pesto – was sonst geht noch schneller zuzubereiten?), da kamen noch zwei Sahnehäubchen oben drauf. Erst krachte aus dem Salzstreuer (der große gelbe) der Boden raus und ergoss seinen Inhalt im ganzen Camper, dann kackte eine Möwe im Flug auf einen unserer Stühle. Wie schon erwähnt, es war nicht unser Tag. Wir fragten uns langsam was wir verbrochen hatten – aber so viel scheiße an einem Tag machte irgendwann immun, so dass man nichts mehr spürte. Nichtsdestotrotz wollten wir dann doch mal diesen Fußweg, der vorher unter Wasser war, rüber zur „Insel“ laufen und so wanderten wir nach dem Essen mit Clara dann noch mal zu der Insel hinüber und erfreuten uns an einem schönen Sonnenuntergang (der Regen hatte aufgehört als wir im Boot waren). Wir schauten uns noch die Schiffe im kleinen Hafen an, die durch die Ebbe jetzt auf dem Meeresboden lagen und wanderten dann zurück. Einen kurzen Abstecher machten wir noch auf den nahen Spielplatz, doch dann war wirklich Zeit fürs Bett.
Da wir jetzt am nächsten Tag doch noch endlich auf die Polizeiwache wollten, fuhren wir schon mal in diese Richtung und Clara schlief totmüde dann auch schnell ein. Wir parkten an einer wenig befahrenen Straße neben der Universität von Camborne, dem Ort mit der Polizeiwache. Die Eltern bloggten noch ein wenig und gingen dann ebenso müde ins Bett.
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