11.09.2012 – Fraser Island

 

Wie schon erwähnt wollten wir um 6:45 Uhr mit der Fähre nach Fraser Island fahren. Der Wecker klingelte pünktlich und wir frühstückten noch schnell (etwas in Hetze, aber wir schafften es noch rechtzeitig) und besorgten unsere Fährtickets. Zum Glück hatte Benny am Abend schon unsere Rucksäcke gepackt, denn die Zeit war doch etwas knapp bemessen, so dass die Fähre in dem Moment, in dem wir drauf gingen, schon ablegte. (Das war aber 2 min zu früh! Die waren nicht eingeplant gewesen. ;-))
Die Sonne war auch schon aufgegangen und da es immer noch bewölkt war, ergaben sich tolle Effekte (perfekt, um tolle Fotos zu schießen), sobald sich kleinere Lücken in den Wolken auftaten.

 

Überfahrt Fraser Island.

 

Auf der Insel angekommen, mussten wir erst einmal herausfinden, wo unser Weg begann. Außerdem war uns gesagt worden, dass wir uns und unser Ziel bei einem Ranger registrieren sollen, damit im Fall der Fälle ungefähr klar ist, wo sie uns suchen sollen. 😉 Wir suchten deshalb einen Ranger, den wir nach einiger Zeit in einem dieser Touristenpark-Züge fanden. Falls unklar ist was damit gemeint ist hier ein Foto von dem Zug:

 

Bummelzug.

 

Da durften wir dann noch kurz mitfahren, bis er uns an der Rezeption eines Hotels ablieferte, wo wir in ein Büchlein eingetragen wurden. Man wünschte uns viel Glück und dass man sich hoffentlich am Nachmittag wiedersehen würde. Etwas mulmig war uns schon, aber wir waren doch guten Mutes (schließlich hatten wir eine GPS-Uhr dabei, die uns im Fall der Fälle den Weg zurück weisen sollte). Es war kurz vor 8 Uhr morgens und wir hatten uns entschieden, einen längeren Weg zum See hinzugehen (13,7 km) und den kürzeren Weg zurück zu gehen (10.3 km). Wir hatten für die 24 km bis 17 Uhr Zeit. Das sollte doch gemütlich reichen (dachten wir uns zumindest).

Unsere Route war übrigens ein kleiner Teil des „Great Walk“, mit dem man in 8-9 Tagen die ganze Insel erwandern kann.
Also stiefelten wir los. Da wir schon so viele Leute gesehen hatten, die hier mit Allradantrieb-PKW (4WDs) auf die Insel fuhren, erkundigten wir uns interessehalber noch in einem Vermietshop nach den Tagesraten… Äh ja, 380$ waren dann doch etwas zu viel, selbst für ein absolutes „Must-Do“ für eine Australienreise (man braucht schließlich noch Ziele 😉 ). Auf Fraser Island macht so ein Auto übrigens mal Sinn, da wie gesagt die ganze Insel aus Sand besteht und nur in den paar kleineren Orten die Straßen geteert sind. Und man darf den 120 km langen sehr breiten Strand als Highway nutzen (80km/h sind hier erlaubt).
Kurz bevor wir die Siedlung verließen, hatte Benny noch eine Unterhaltung mit einem Baggerfahrer, der uns auch noch mal unsere Route etwas genauer erklärte. Dann ging es los. Nachdem wir einen Berg hochgekeucht waren, mussten wir anschließend durch einen Dingo-Zaun hindurch. Wir scherzten etwas, dass er vielleicht eher die Menschen im Resort einsperren sollte, als die Dingos draußen halten, aber es war schon ein bisschen ein Gefühl als ob man in einen Raubtierkäfig geht. 😉 Der Weg führte anfangs an der Küste entlang, wo sich mal wieder schöne Ausblicke ergaben:

 

Ausblick auf den Strand Fraser Island.

 

Dann ging es irgendwann komplett runter an den Strand, wo wir eine Art Wrack entdeckten (womöglich ein etwas älteres Traktormodell):

 

Traktorwrack.

 

Bisher war unser Weg gut ausgeschildert gewesen. Jetzt aber plötzlich wurde es etwas seltsam, denn der Weg, den wir laut Karte und Wegweiser nehmen sollten, war gesperrt mit dem Hinweis dass er aufgrund von Waldbränden, die dort geherrscht hatten, zu gefährlich zum Passieren war. Tja, wir hatten schon 4 km hinter uns und hatten genug Kilometer insgesamt zu gehen, dass eine Rückkehr nicht wirklich in Frage kam. Außerdem hatten wir zwei Rangern erzählt, dass wir diesen Weg nehmen wollen und keiner hatte uns gesagt dass er gesperrt ist. Also versuchten wir unser Glück, da wir daher annahmen, dass man nur mit den 4WDs nicht passieren durfte, wegen einer großen Kette, die den Weg versperrte. Und man muss sagen, unserem Empfinden nach war der Weg nicht wirklich gefährlich, das Hauptproblem waren eher die vielen umgestürzten Bäume, die den Weg versperrten – ein weiterer Hinweis, dass wir wohl richtig vermutet haben. Aber durch unseren Mut zum Risiko wurden wir belohnt mit einem echten Zauberwald. Die Stämme der Bäume waren allesamt schwarz verkohlt (außer die Eukalyptusbäume, die sich scheinbar schälen können nach einem Brand und dadurch mit ganz heller Rinde dastehen), der Boden und auch die Wipfel waren aber längst wieder total grün bewachsen und zwischendrin standen seltsame Nadelbäume, die ganz silbern waren. Wir kamen uns vor wie bei Hänsel und Gretel.

 

Zauberwald.

 

Irgendwann kamen wir an eine Lichtung. Dort fanden wir dann einen Wegweiser, der direkt in den Busch wies, d.h. wir sollten von unserem Weg – der eigentlich toll war – nach links abbiegen. Etwas verdutzt folgten wir dann dem Wegweiser, obwohl unser Gefühl uns sagte, dass wir wohl eher hätten geradeaus weiter gehen sollen. Nach ein paar Metern war dann der Weg auch kaum noch zu erkennen, da er so zugewuchert war, als ob dort seit längerer Zeit kein Mensch mehr gegangen war. Nicht zuletzt war es auch etwas uncool dort zu wandern, da es im Unterholz auch komische Tiere gab, u.a. freundliche Schlangen, Spinnen etc.

Zum Glück hatte Benny seine GPS-Uhr dabei, die unseren Weg aufzeichnete und im Einklang mit dem Weg auf der Karte war. Wir fragten uns oft, ob wir denn auch noch richtig waren, da wir keinen Wegweiser mehr gefunden haben. Es wurde uns irgendwie immer mulmiger und langsam begriffen wir wieso so ein Theater um die Bewanderung von Fraser Island gemacht wird.
Glücklicherweise hatten wir es dann irgendwann geschafft – obwohl wir eine Machete ab und zu ganz gut hätten gebrauchen können ;-). Wir hörten Motorengeräusche (nie waren wir so glücklich darüber) und kurz darauf sahen wir die Straße. Und da begegneten wir – oh welch ein Zufall – dem Baggerfahrer wieder, der ziemlich verdutzt guckte, wieso wir da mitten aus dem Wald vor ihm auftauchten. Scheinbar hatte er eine andere Route gemeint. Jedenfalls hatten wir wohl eine Strecke gewählt, die schon ewig nicht mehr aktuell war (aber genau so auf unserer Karte eingezeichnet war) und früher (als auf der Insel noch irgendwelche Bodenschätze ausgebeutet wurden) als Bahnstrecke verwendet worden war. Na ja, wir waren jedenfalls ganz froh drum, dass wir noch den „Zauberwald“ gesehen hatten, aber es war auch beruhigend, dass wir jetzt wieder auf der richtigen Strecke waren.
Wir mussten jetzt ein Stück so eine „Straße“ entlang (verdammt anstrengend, hier zu laufen), bis wir wieder auf einen Wanderweg konnten:

 

4WD Road.

 

Die ganze Tortur hatte dann aber noch einen positiven Nebeneffekt: Die Strecke verkürzte sich um 1 km, so dass wir nur knapp 12 km laufen mussten. Und dann war es irgendwann soweit: Nach ca. 5h walking konnten wir endlich durch die Bäume Wasser schimmern sehen! Und ein paar Meter weiter gab es dann auch eine Möglichkeit, an den weißen Traumstrand zu gelangen. Diesen hatten wir mal wieder komplett für uns, also konnten wir uns die schönste Stelle aussuchen, um uns niederzulassen. Endlich im Paradies angekommen. Das beste war jetzt, die Schuhe auszuziehen! 😀 Und dann in das glasklare Wasser rein (Benny komplett – u.a. um die Unterwasserwelt zu filmen -, Miri nur bis zu den Knien), einfach göttlich. Die Seen auf Fraser Island sind deswegen so klar, weil sie allein durch Regenwasser gefüllt werden, d.h. es gibt weder einen Zu- noch einen Ablauf. Und dann spielte auch noch das Wetter mit und die Wolken verzogen sich:

 

Lake McKenzie.

 

Wir legten uns etwas in den Sand und sahen den Wolken zu. Wer erkennt die Form?

 

spezielle Wolke.

 

Nach ca. einer Stunde am See, mussten wir auch schon wieder aufbrechen, da wir die Fähre um 17 Uhr erreiche wollten (die nächste fuhr nämlich erst um 20 Uhr und wir hätten dann wohl eher Langeweile gehabt, da es um 18 Uhr schon dunkel wird). Bevor wir uns allerdings auf den Weg machten, wollten wir uns noch einen Wegweiser am Ende „unseres“ Strandes, der in Richtung „Main beach“ zeigte, genauer angucken. Dort wo er hin zeigte, gab es eine kleine Brücke, aber diese war komplett unter Wasser. Der Grund dafür ist wohl der El Nino, der hier seit ca. 2 Jahren herrscht. Also noch mal Hosenbeine hochgekrempelt, und rüber auf die andere Seite.

 

Übergang zum Main Beach.

 

Der Main beach war dann jedoch eher kleiner aber auch bevölkerter als der vorherige Strand, so dass wir uns nicht mehr lang aufhielten und versuchten, unseren Weg zurück zu finden. Das gestaltete sich noch mal etwas komplizierter (wir fanden nicht sofort den Einstieg zum „Walking Track“), aber irgendwann waren wir dann wieder auf der richtigen Spur. Da mittlerweile die Sonne schien, merkten wir auch, dass wir morgens mit dem bewölkten Wetter richtig Glück gehabt hatten, denn sonst wären unsere 3,5l Wasser, die auf den letzten Wandertouren locker gereicht hatten, viel zu wenig gewesen.

Nach den insgesamt 23 km waren wir dann heilfroh, als wir in dem Hotel ankamen. Völlig erschöpft meldeten wir uns zurück und konnten noch ein Foto von unserem Eintrag im Wandererbuch machen. Hier sieht man übrigens, dass außer uns nur EIN anderer Mensch am heutigen Tag gewandert ist, bei dem es sich um einen Hotelangestellten handelt, der die Strecke zum Lake Mackenzie mind. 2x die Woche geht.

 

Wandererbuch.

 

Auf die Fähre mussten wir nicht mehr lange warten. Mit einem Logenplatz fuhren wir dann gen Westen und waren genau pünktlich zum Sonnenuntergang.

 

Sunset.

 

Wieder zurück auf dem Festland ging es dann weiter in Richtung Airlie Beach, dem Tor zu den Whitsunday Inseln, wo es den (angeblich) weißesten Strand der Welt (Whitehaven Beach) gibt. Morgen werden wir hauptsächlich fahren, um etwas schneller dorthin zu kommen (insgesamt ca. 650 km). Wenn wir noch Zeit haben, werden wir auf der Rückfahrt mehr Stops einbauen.

Viele Grüße aus Down Under,

Mirjam & Benny

 

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